Sternegucker unter der Kuppel: Ein Besuch beim Planetariumschef Thomas Presper STADTGEPLAUDER | 16.10.2017

Im Freiburger Planetarium schauen jährlich knapp 50.000 Besucher in die Sterne. Allerdings nicht direkt: Das im Obergeschoss des Hauptbahnhof-Gebäudekomplexes untergebrachte visuelle Weltraum-Erforschungszentrum ist keine Sternwarte, in der die Himmelskörper bei ihren Bewegungen und wechselnden Konstellationen live beobachtet werden können. Die Kuppel ist und bleibt geschlossen; ein fein ausgeklügelter Zeiss-Projektor wirft die bewegten Bilder, mit denen die diversen galaktischen Phänomene verständlich gemacht werden, per Full-Dome-Technik an die halbrunde Decke. Seit 2002.

In jenem Jahr ist das 1975 von Lehrern der damaligen Gewerbeschule II gegründete Planetarium in den Bahnhofs-Neubau gezogen. Und wurde von Otto Wöhrbach, der das Haus von 1983 bis 2016 leitete, zu einem virtuellen Natur-Erlebnisraum gemacht, der nicht nur bei Kindern und Schulklassen beliebt ist.

Ein Drittel der Besucher, sagt Wöhrbachs Nachfolger Thomas Presper, seien Kinder. Durch spezifische, ständig weiterentwickelte Angebote finden auch Jugendliche und junge Erwachsene den Weg ins Planetarium: Oft, hat der 54-jährige Geowissenschaftler beobachtet, seien „beim abendlichen Hauptprogramm mehr als 100 Plätze besetzt“ – verfügbar sind 140.

Besonders gut besucht sei nach wie vor die Präsentation „Sternenhimmel des Monats“, bei der ein Mitarbeiter des sechsköpfigen Teams per Live-Moderation das jeweils sichtbare Firmament samt zu erwartender Himmelsereignisse erläutert.

Der Erfolg dieser Veranstaltung, die viele Freiburger regelmäßig besuchen, hat Presper schon vor seinem Amtsantritt im Juni 2016 dazu veranlasst, eine weitere Live-Moderation in das Repertoire aufzunehmen: Für das Familienprogramm am Samstagnachmittag entwickelte er eine Präsentation namens „Reise durch die Nacht“, in der nicht nur die aktuell sichtbaren Sternbilder und Planeten erklärt werden, sondern das Publikum auch entscheiden darf, welcher Planet bei dieser virtuellen Reise besucht und eingehender untersucht wird.

Drei aus dem engagierten Team: Leiter Thomas Presper, Kassen- und Ordnungsfrau Janet Suryono und der Wissenschaftliche Mitarbeiter Martin Federspiel.

Der gebürtige Mainzer, der „schon als Kind gerne Sterne guckte“ und als Dauergast bei der städtischen Sternwarte erste astronomische Forschungen betrieb, hat viel einschlägige Erfahrung nach Freiburg mitgebracht: Nach seinem Studium der Geowissenschaften mit Schwerpunkt Planetologie und Meteoritenforschung, der Promotion über die Zusammensetzung des kosmischen Staubs und Jobs in Hannover und den USA hat Presper 16 Jahre lang im Planetarium in Erkrath gearbeitet. Und „Gefallen an der Popularisierung der Wissenschaft gefunden“.

Beim Freiburger Planetarium stehe die Wissensvermittlung, der Bildungscharakter im Vordergrund. Das habe ihn an dieser Stelle gereizt. Und das soll auch so bleiben. Hin und wieder gibt es aber auch ein Starprogramm: So liest am 19. Oktober der Freiburger Autor Dominic Lammert unter dem Sternenhimmel aus seinem Buch „Sinnzirkus“. Und am 23. November gibt die ebenfalls in Freiburg beheimatete Band „Arbre Noir“ ein Kuppel-Konzert mit sphärischen Soundscapes.

Text: Erika Weisser / Fotos: © Bernd Schumacher; Erika Weisser