Streetart aus dem All: PacWorld malt für die Erdlinge STADTGEPLAUDER | 16.09.2016

Sie sind klein, knallig und kaum zu zähmen. Die Pac-Aliens leben mit ihrem Schöpfer Patrick Criscione auf einem winzigen Planeten – mitten in Herdern. Der 36-Jährige würde mit den Kreaturen am liebsten die gesamte Erde verschönern. Das chilli hat einen Abstecher in seine Galaxie gewagt.

Außerirdisch: Patrick Crisicione lebt in seiner eigenen Galaxie.

Außerirdisch: Patrick Crisicione lebt in seiner eigenen Galaxie.

Draußen brutzelt die Sonne auf Planet Erde, drinnen ist es schummrig. „Komm rein“, sagt Patrick Criscione, als er die Wohnungstür öffnet. Der Rollladen ist weit runtergelassen, der Vorhang zugezogen. Im Schein einer Schreibtischlampe grinsen Aliens aus allen Ecken. Sie hängen an der Wand, liegen in Kisten, tummeln sich auf dem Schreibtisch. „Ich mag’s nicht, wenn die Sonne reinknallt“, sagt Criscione. Sein Zimmer ist sein Planet. Abgekapselt vom Universum. Hier regiert PacWorld. Die wuseligen Aliens sind seine Untertanen.

„Ich bin eine Art Forscher“, sagt Criscione. „Es geht immer weiter, noch weiter, noch kreativer, noch perfekter.“ Seit er 14 Jahre alt ist, malt der introvertierte Künstler. Zuerst Ottifanten-Cartoons über seine Schulkameraden. Dann Bilder, Leinwände und Graffiti. Von 2002 bis 2006 besuchte er die Freiburger Kunstschule. Die Stimme seines Lehrers hat er noch im Kopf: Mach was Eigenes. „Du experimentierst und machst, dann kommen die Ideen“, sagt Criscione. Irgendwann wurde seine Kunst spacig. Die Außerirdischen waren geboren und lassen ihn bis heute nicht mehr los.

Beim Malen hört er gerne US-amerikanisches Talkradio. „Da geht es um die Area51, um Aliens und Entführungen“, sagt Criscione. Das inspiriere ihn. Manchmal philosophiert er, fragt sich: „Sind wir vielleicht selbst Aliens?“ Eine Antwort darauf hat er nicht. Aber viele Kunstwerke. Mit noch mehr Aliens, die in friedlich-kreativer Absicht die Erde bevölkern wollen.

Früh übt sich: Der Künstler malt seit er 14 Jahre alt ist.

Früh übt sich: Der Künstler malt seit er 14 Jahre alt ist.

Wenn Criscione seinen Planeten verlässt, um irdischen Boden zu betreten, ist er am liebsten im Wald. Dort hinterlässt er Spuren: In den vergangenen Monaten hat PacWorld oberhalb von Herdern und Zähringen kleine Alienbilder aus Styropor an Bäume am Wegesrand gehängt. „Ein halluzinogenes Forest-Projekt“, nennt er das.

Von den Styropor-Werken hat er noch einiges im Schrank. Aufhängen möchte er sie derzeit nicht. Denn gleich mehrere davon wurden von Erdlingen abgerissen oder mitgenommen. Das ärgert ihn. Zumal auch seine Graffitis selten unberührt bleiben. Sein bisher größtes hat er im Sommer 2013 entlang der Dreisam gemalt. Etwa 60 Meter lang. Voller Aliens. „Zwei Wochen später war die Hälfte vollgeschmiert“, erinnert er sich. Dabei dachte er, das außerirdische Werk könnte sein Durchbruch werden. „Aber es kam nix.“ Criscione fühlt sich missverstanden.

Die fehlende Anerkennung macht ihn umso fleißiger. „Ich muss jeden Tag malen, sonst geht es mir nicht gut. Ich male mindestens drei Stunden täglich“, sagt er. Auch Handtaschen hat er schon gestaltet. Doping braucht er dafür keins: „Drogen machen die Kreativität kaputt, sie zerstören deinen Geist. Mein Gehirn ist eine Festplatte, die muss ich schützen.“

Abgekaspelt vom Unsiversum: Patrick arbeitet bevorzugt nur mit Schreibtischlampe.

Abgekapselt: Patrick Criscione arbeitet bevorzugt bei künstlichem Licht.

Um über die Runden zu kommen, hat er einen Teilzeitjob im sozialen Bereich. In die Graffiti-Welt passe er nicht: „Dafür ist mein Stil zu individuell.“ Gleich mehrere Alien-Kunstwerke hängen jedoch in der Stühlinger-Kneipe Furioso im Funkeneck. Zweimal im Monat malt Criscione zudem ein Graffiti. Die Aliens sind unter uns. Und es werden immer mehr.

Ausstellung

Die Werke von PacWorld sind ab Freitag, 16. September 2016, beim Kulturaggregat zu sehen. In den Räumen der hilda5 wird Patrick Criscione seine Aliens bis zum 30. September präsentieren. Ausstellung – MRPA.C – 16.09. – 30.09.16

Text: Till Neumann / Fotos: © PacWorld, tln