Student und Booker Murphy Lange holt Weltstars ins Crash STADTGEPLAUDER | 02.12.2016

 
Von besonderen Chilisoßen bis zur Plakatierung – der Job eines Bookers hat viele Facetten. Die kennt Murphy Lange bestens: Neben seinem Lehramtsstudium bringt er Szenegrößen nach Freiburg. Unter dem selbst gegründeten Label „Desasterbooking” bucht der 25-Jährige Hardcore- und Metalbands für Auftritte im Nachtclub Crash.
 

Dank Murphy Lange im Crash: Die Hardcore-Band Stick To Your Guns ist nur einer von vielen Acts, die der Booker nach Freiburg geholt hat.

Dank Murphy Lange im Crash: Die Hardcore-Band Stick To Your Guns ist nur einer von vielen Acts, die der Booker nach Freiburg geholt hat.


 
Es ist der Albtraum eines Bookers: Die Plakate für die Show sind gedruckt, doch der Sänger der Band „Unearth“ darf nicht nach Europa einreisen. Er hat seinen Pass nicht verlängert. Die Show wird abgesagt. Doch Murphy Lange bleibt gelassen. Kann passieren. Sein Job ist, die Besucher über den Konzertausfall im Crash zu informieren.
 
Der Germanistik- und Philosophiestudent hat früh mit dem Booken begonnen: Schon mit 17 Jahren hat Lange mit Freunden ein Festival in Emmendingen wiederbelebt. Da er selbst Musiker ist, sind die Kontakte vorhanden, mit den Bands war er meistens befreundet. Heute lebt er in Sexau und hat Szenegrößen wie „Sick of it All” und „Heaven Shall Burn” nach Freiburg gebracht. An die Kontakte kommt er durch befreundete Booker.
 
Dass Bands auch ungewöhnliche Vorlieben haben, zeigen „Sick of it All”. Die US-amerikanische Hardcore-Punk-Band wünschte sich eine „interessante Chilisoße” im Backstagebereich. Lange kaufte eine – in Form einer Chilischote. Grinsend erinnert er sich: „Sie saßen 20 Minuten dort, lachten und unterhielten sich über die Soße.” Es sind Momente wie diese, für die er die Arbeit mache. Nicht aus finanziellem Antrieb. Um sein Studium zu finanzieren sitzt Lange an der Kasse einer Supermarktkette.
 
Er möchte Freiburg wieder so attraktiv machen wie zu seiner Jugend: „Ich will, dass Bands sagen: Eigentlich sind wir zu groß für den Club, aber der Club ist geil!” Freiburg habe es als Standort wegen der Nähe zu Karlsruhe, Straßburg oder Pratteln schwer. Dort ist das Z7 beheimatet, wo Stars wie Alice Cooper auftreten. Freiburg werde als Stadt zweiter Wahl gesehen, die sich oftmals nicht rentiere.
 
Von den Auftritten profitierten vor allem lokale Bands. Ihre Motivation steigere sich, findet Lange. Viele Jugendliche fingen erst durch Konzertbesuche an, sich für die Musik zu interessieren. Ähnlich erging es ihm selbst: „Ich habe mit 14 Jahren die ,Apokalyptischen Reiter‘ im Jazzhaus gesehen, daraufhin wollte ich Musik machen und auf der Bühne stehen.”
 
Doppelleben: Morgens ist Murphy Lange Student, abends Booker.

Doppelleben: Morgens ist Murphy Lange Student, abends Booker.


 
Die Rock- und Metalszene habe es schwer. Vor allem in der Stadt. In den Umlandgemeinden sei sie deutlich größer, da man sich öfter begegne. „Im Dorf kannst du durch die Musik einfach mal ein bisschen ausbrechen und provozieren”, erklärt er, „in der Stadt schwingt die Angst mit, zum Außenseiter zu werden. Als Metalfan bist du eher mal der Komische in der Gruppe.”
 
Das Crash ist Kult für die härtere Musikszene. Lange legt dort auch als DJ auf. Größtes Problem seien die abfallenden Besucherzahlen des Nachtclubs: „Heutzutage haben die Gäste nicht mehr ihren einen Laden, sondern sind deutlich eventfixierter.” Um dem entgegenzusteuern, wurde das Programm um Formate wie die American Houseparty, die Flower Power oder 80s/90s Partys vergrößert. So sollen auch Besucher angesprochen werden, die das Crash sonst eher meiden.
 
Nach eineinhalb Jahren Booking wird Lange seine Arbeit bei „Desasterbooking” einen Gang zurückschalten. Wenn er nach seinem Studium den Job hauptberuflich machen will, müsse er zum Beispiel nach Pratteln. In Freiburg sei die Sache perspektivlos – zumindest in der Nische des Hardcore- und Metalbookings.
 
Text: Lisa Hörig / Fotos: © pixelheld-fotografie/Angelo Franco, Lisa Hörig