"The Black Rider" goes Schwarzwald STADTGEPLAUDER | 09.08.2017

Die Musik setzt ein. Die Zuschauer verstummen langsam. Und plötzlich sieht man einen roten Lackstiefel hinter einer Tanne hervorschauen. So beginnt das Kultmusical „The Black Rider“ bei den 42. Rathaushofspiele in Freiburg. In der neuen Produktion des Wallgraben Theaters wird das Musical von William S. Burroughs, Tom Waits und Robert Wilson in charmanter Weise in den Schwarzwald verlegt.

Das Musical handelt von einem jungen Schreiberling Wilhelm, der sich in die Förstertochter Kätchen verliebt hat. Diese erwidert die Gefühle, doch die Eltern sind nicht begeistert. Sie wollen für ihre Tochter einen „wahren“ Mann. Einer der schießen kann. Einer wie den Jäger Robert. Er lebt nach dem Motto: „Wer denkt, taugt nichts als Mann.“ Um zu beweisen, dass er doch ein wahrer Mann ist, übt Wilhelm das Schießen, versagt aber kläglich. Nun kommt Stelzfuß, die Teufelin, ins Spiel. Sie bietet dem jungen Mann Geschosse an, die nie ihr Ziel verfehlen. Der Liebe von Wilhelm und Kätchen steht jetzt eigentlich nichts mehr im Wege. Doch dass ein Teufelspakt stets ein Narrenpakt ist, wird auch Wilhelm herausfinden…

Schon der Einstieg des Musicals verspricht eine außergewöhnliche Vorstellung. Der rote Lackstiefel wird noch durch ein Korsett, einen Pelzmantel und pinke Haare mit Bommelhütchen ergänzt. Fertig ist die Neuinterpretation des Satans, hier Stelzfuß genannt. Gespielt wird Stelzfuß von Stefanie Verkerk. Sie ist die perfekte Besetzung für diese Rolle. Mit Elan, Power und vor allem einer unglaublichen Stimme spielt sie ihre Rolle „teuflisch“ gut.

Da müssen die anderen Darsteller ordentlich Gas geben, um nicht von ihr von der Bühne gefegt zu werden. Und genau das machen sie! Als alle sechs Hauptdarsteller das erste Mal gemeinsam auf der Bühne zu singen anfangen, bemerkt man, was für ein gewaltiges Gesangstalent hier versammelt ist. Bei den später folgenden Harmonien ist Gänsehaut garantiert.

Doch nicht nur die Schauspieler leisten Fabelhaftes, auch die Musiker waren top. Gekleidet in Zimmermannstracht rocken sie den Innenhof. Das Schwarzwaldthema wird aber nicht nur durch die Kleidung aufgenommen, sondern auch musikalisch. Nach der Pause werden die Zuschauer mit der Titelmusik des Films „Schwarzwaldmädel“ wieder ins Geschehen geholt.

Bei dieser Produktion passt der Spruch: „Klein, aber fein.“ Das Bühnenbild ist schlicht, aber intelligent. Der Platz im Innenhof des Rathaus ist zwar nicht sonderlich groß, aber dadurch ergibt sich aber eine gemütliche, fast schon intime Atmosphäre. Der Innenhof wird optimal genutzt. Alle zwei Etagen des Rathauses werden in das Spiel mit einbezogen. Das Outdoor-Feeling hat das Musical sowieso einzigartig gemacht. Bei dem Liebeslied fliegen Vögel und Flugzeuge am Himmel. Die Rathausglocken hört man immer wieder im Hintergrund. Es wird immer dunkler, was die Stimmung im Musical nur unterstreicht.

Es ist eine fast perfekte Show. Leider nur fast, da es in diesem denglischen Musical wegen der Zweisprachigkeit zu Wiederholungen kommt. Die werden zwar gut umgesetzt, in dem die Schauspieler die englischen Liedtexte zuvor als Monolog auf Deutsch wiedergeben. Aber für die englisch-sprachigen Zuschauer zieht es dadurch den Verlauf des Geschehens in die Länge.

Alles in allem eine unglaublich gut gelungene Show, die einen Besuch auf jeden Fall wert ist. Der Meinung waren auch die anderen Zuschauer, so dass die Darsteller und Musiker auch mit hallendem Applaus gefeiert wurden.

Das Publikum strömt aus dem Ausgang. Viele pfeifen und singen die Lieder noch. Einige werden diese Ohrwürmer bestimmt noch mit nach Hause tragen.

Info

Spieltermine bis 3. September um 20:30 Uhr
Ort: Rathausinnenhof; bei schlechtem Wetter im Wallgraben Theater
Dauer: ca.120 Minuten mit einer Pause
Preise: Allwetterkarten (25€/ 17€ ermäßigt), Schönwetterkarten (23€/ 15€ ermäßigt)
Vorverkauf: Reservix, BZ-Kartenservice
Reservierung: 0761/25656
Weitere Infos: www.wallgraben-theater.com

Text: Annkathrin Pohl / Fotos: © Hermann Posch