Tierische Uni: Schafe und Ziegen weiden auf dem Schlossberg STADTGEPLAUDER | 09.08.2017

Määääh: Die Universität Freiburg hat nicht nur jede Menge Studenten. Mittlerweile sind auch fünf Ziegen und drei Schafe Teil des Bildungsprogramms. Seit April leben die Paarhufer für Forschungszwecke auf Wiese und Wald am Schlossberg.

Teil der Uni: Projektleiter Nicolas Schoof (links) auf der Weide am Schlossberg.

Heute ist Weidenwechsel. Der Zaun zwischen zwei Sektoren wird geöffnet. Sofort springen die Tiere rein. Nur Olga bleibt, wo sie ist. Selbst Projektleiter Nicolas Schoof kann sie nicht überzeugen, sich zu bewegen.

Nicht immer ist so viel los auf dem eineinhalb Hektar großen Gebiet oberhalb des Bildungszentrums der Caritas. Die Schafe und Ziegen leben dort für Forschungszwecke auf Wiese und Wald. Als Besucher kann man ihre Weide auf schmalen Pfaden erkunden, Bänke laden zum Verweilen ein. Doch nicht jeder bekommt die Tiere zu Gesicht. Sind sie im Wald, erahnt man ihre Präsenz höchstens mit der Nase.

Das Beweidungsprojekt der Fakultät für Umwelt und Natürliche Ressourcen leitet Nicolas Schoof: „Das Vorhaben verbindet Forschung, Lehre und Naturschutz“, sagt er. Der Tierfreund hat das Projekt initiiert und betreut es mit der Heilpädagogin Ann-Kathrin Klotz und Christoph Baumeister von der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg.

„Wir werden in den kommenden Semestern beobachten, wie sich Flora und Fauna infolge der Beweidung langfristig verändern“, sagt Schoof. Die Wiese mit hohem Gras, Moos und nahezu komplett bedecktem Boden ist im Übergang zum Wald. Wäre sie sich selbst überlassen worden, wären in wenigen Jahren Büsche und Bäume gewachsen.

Hungrig: Die seltenen Tiere sind gerne im Wald und futtern.

Im Wald wiederum sind Baumhöhlen und Totholz, die wertvolle ökologische Nischen bieten, doch viel Licht schlucken. Schon nach kurzer Zeit der Beweidung sind deutliche Unterschiede zu sehen: Auf der Wiese wirkt das Gras wie vom Rasenmäher gestutzt, der Boden ist durch Huftritte aufgelockert. Vermutlich werden nun Brombeere, Brennnessel und Moose zurückgehen und stattdessen Blütenpflanzen wachsen. Gut für Insekten.

Diese könnten Arten wie Schlingnatter, Eidechse oder Fledermäuse auf die Fläche locken. Im Wald sind an vielen Bäumen die Rinden abgenagt und kleine Triebe abgefressen. Langfristig soll durch die Tiere wieder Lebensraum für lichtliebende Waldarten entsteht.

Außerdem sind weitere Maßnahmen zum Naturschutz vorgesehen, an denen sich Studierende beteiligen können: zum Beispiel ein Amphibienteich, das Anlegen von Steinhaufen für Eidechsen oder ein Bienenhotel. Darüber hinaus gibt es viele weitere Ideen – von Informationstafeln für Besucher bis zu einem erlebnis- und umweltpädagogischen Angebot für Kinder und die Gäste der Fortbildungs-Akademie.

Der Studierendenrat der Universität Freiburg hat das Beweidungsprojekt mit 1.700 Euro unterstützt und damit den Elektrozaun sowie die Anschaffung der Tiere von einem Abenteuerhof aus dem Neckartal finanziert. Bei den Tieren handelt es sich um Waldschafe, Tauernschecken und eine Nera-Verzasca-Ziege – allesamt vom Aussterben bedrohte Nutztierrassen. Bis Oktober sollen sie auf der Fläche leben und dann bei einem Schäfer in der Region überwintern.

Mit viel Geduld versucht Nicolas Schoof, Olga auf die andere Weide zu bringen. Er streichelt sie sanft, redet ihr zu: und schon springt sie rüber.

Text: Valentina Poveda & Till Neumann; Bilder: Till Neumann & Max Orlich