"Unglaublich": Freiburger Footballer holt Bronze STADTGEPLAUDER | 01.08.2017

Julian Annerwall ist das größte Freiburger Talent im American Football. Im Juli war der 18-Jährige bei der U19-Europameisterschaft dabei. Und hat gleich seinen ersten Touchdown geschafft. Im Interview mit Till Neumann erzählt er vom Turnier in Frankreich, bei dem das deutsche Team Dritter wurde. Sein persönliches Highlight: der Touchdown gegen Italien.

Dritter Platz: Julian Annerwall mit der Bronzemedaille für sein Team

chilli: Julian, ihr habt Bronze bei der EM geholt. Wie war das Turnier?

Annerwall: Unser erstes Spiel gegen Frankreich lief leider nicht wie geplant. Wir standen als Favorit auf dem Feld und konnten das Spiel durch zu viele Fehler nicht gewinnen. Ich persönlich hatte in diesem Spiel leider nur vier Offense-Plays und war deshalb sehr wenig auf dem Feld. Das Spiel um Platz drei gegen Italien war deutlich besser. Ich wurde relativ spontan in zwei weitere Special-Teams integriert (Kickoff und Punt). Da bekam ich deutlich mehr Spielzeit. Unter anderem erzielte ich neben einem Touchdown auch drei Kickoff-Tackles. Insgesamt bin ich sehr zufrieden. Vor allem die Trainingseinheiten und das Team werde ich in Erinnerung behalten.

chilli: Du hast einen Touchdown gemacht. Erzähl mal …

Annerwall: Nachdem Italien mit einem Ballbesitz startete und die Deutsche Defense diesen zurückeroberte, war ich im ersten offensiven Personal auf dem Feld dabei. Nach einem Big-Play von Tobias Nill (WR) konnte ich nach zwei gescheiterten weiteren Versuchen, zehn Meter zu überbrücken, in einem passenden Spielzug eine Passroute quer über die Formation, also das Feld laufen. Ich bekam tatsächlich den Ball und trug diesen unter viel Verkehr und teilweise Kollisionen noch weitere 20 Meter in die Endzone.

chilli: Wie viel Einsatzzeit hast du bekommen?

Annerwall: Ich habe bisher nicht alle Plays gezählt, aber es war gegen Italien mehr als in allen Spielen zuvor. Ich bin sehr froh, das Vertrauen meiner Coaches bekommen zu haben und dass ich mich dementsprechend auch zeigen konnte. Durch die Spezial-Teams hatte ich zusätzliche Aufgaben auf dem Feld, die nicht mit der Offense in Verbindung stehen.

chilli: Konntest du sie nutzen?

Annerwall: Ich denke mit einem Score bei einem einzigen Ballbesitz und einigen Kontakten im Kickoff kann ich ganz zufrieden sein mit meiner Leistung. Durch das längere Warten auf ein eigenes Big-Play hatte ich nun vermutlich einfach den Ehrgeiz mitzuwirken.

Volle Kraft voraus: Julian Annerwall beim Training in Freiburg

chilli: Wie fühlt es sich an, für Deutschland aufzulaufen?

Annerwall: Es ist im ersten Moment unglaublich! Wenn das Spiel dann aber anfängt, vergisst man, abgesehen vom hohen Niveau, dass tatsächlich alles auf internationaler Ebene stattfindet. Klar fallen einem die unterschiedlichen Sprachen auf und die Schiedsrichter verhalten sich anders. Aber im Großen und Ganzen ist es immer noch der selbe Sport, man spielt nach den gleichen Regeln. Das aber mit ganzem Herzen. Auffallend anders ist das Einlaufen ins Stadion und die darauf folgende Nationalhymne.

chilli: Was war der schönste Moment beim Turnier? 

Annerwall: Mein Touchdown ist die Kirsche auf dem Sahnehäufchen. Aber auch die Tackles sind Highlights. Die zuletzt entstandene Gruppendynamik des Teams empfand ich als sehr angenehm.

chilli: Und das Schwierigste?

Annerwall: Im ersten Spiel, am Nationalfeiertag in Paris eine Niederlage gegen die Franzosen einzustecken, die so knapp war. Das hätte auch ein Sieg werden können. Das war der härteste Moment der Woche. Es fühlt sich nicht gut an, zu verlieren. Und das dann noch mit kaum Spielzeit. Etwas frustrierend.

chilli: Wie geht es weiter? Hat das Turnier Einfluss auf die Zukunftsplanung?

Annerwall: Ich glaube nicht direkt, dass ich mich davon so stark beeinflussen lasse. Aber so ein Turnier bietet natürlich eine große Plattform, auf der man sich zeigen kann.

Fotos: privat & Till Neumann

http://chilli-freiburg.de/02-freiburg/american-football-17-jahriger-freiburger-wird-nationalspieler/