Volk der Tüftler und Bastler: Im Freilab ist seit einem Jahr High-Tech-Werken angesagt STADTGEPLAUDER | 13.04.2018 | Tanja Senn

Eine Nähmaschine rattert, ein Lötkolben qualmt, nebenan dreht sich eine Kreissäge. Enthusiasten glauben, dass hier, in der Hinterhofwerkstatt gegenüber dem Freiburger Eisstadion, die dritte industrielle Revolution im Gange ist. Denn das Freilab, das im März ein Jahr alt wird, tickt anders als gewöhnliche Werkstätten.

Hobbybastler – sogenannte „Maker“, um im Szenejargon zu bleiben – können hier ihre Ideen umsetzen. Selbermachen und reparieren statt kaufen: So lautet die Maxime. Werkzeug und High-Tech-Geräte vom 3D-Drucker bis zum Laser-Cutter stellt ein gemeinnütziger Verein, das Know-how kommt von den Mitgliedern selbst.

Warum sich eine eigene Säge besorgen, wenn man sich auch eine teilen kann? Warum etwas kaufen, das sich selbst herstellen lässt? Warum für Expertenwissen zahlen, wenn man sich gegenseitig helfen kann? Fans der Maker-Bewegung handeln offene Werkstätten wie das Freilab bereits als Gegenspieler des Kapitalismus. Das Wachstum der Ideenschmieden stützt ihre These. Laut Neil Gershenfeld, US-Physiker und Erfinder der sogenannten Fablabs, verdoppelt sich ihre Zahl alle anderthalb Jahre. Weltweit gebe es momentan mehr als 1000 solcher Werkstätten.

Sicher ist: Kaum ein Privatmensch hat so viele technische Mittel, um seine Ideen umzusetzen, wie ein Makerspace. Allein der Lasercutter, das neue Prunkstück in der „Nerdkammer“ der Werkstatt, habe fast 10.000 Euro gekostet, erzählt Vorstandsmitglied Robin Grab, der das Freilab mitgegründet hat. Und das, obwohl ihn die Mitglieder in monatelanger Arbeit selbst gebaut haben. Finanziert werden solche Ausgaben über die Mitgliedsbeiträge. 25 Euro werden pro Monat fällig. Seit Gründung der Werkstatt vor rund einem Jahr hat sich die Zahl der Mitglieder auf knapp 120 verdoppelt. Hinzu kommen die Tagesgäste, die die Werkstatt gegen eine Spende sporadisch nutzen können.

»Habe hier schon viel gelernt«: Freilab-Mitgründer Robin Grab.

„Natürlich kann man nicht einfach reinkommen und sich an die Kreissäge stellen“, sagt Grab. Eine Sicherheitseinweisung gebe es für jeden, so der 34-jährige Ingenieur: „Aber das heißt nicht unbedingt, dass man dann schon was Schönes machen kann.“ Da kommen die Mitglieder ins Spiel. Wer weiß, wie man Fahrräder repariert, hilft demjenigen weiter, der sich mit der Fräse auskennt. Und wer die 3D-Drucker bedienen kann, gibt sein Wissen an den weiter, der fit im Programmieren ist. Zudem will der Verein sein Kursangebot ausbauen. So zeigen regelmäßig Dozenten, wie man Lieblingsklamotten nachschneidert, Stoffe bedruckt oder lötet. Auch das Reparaturcafé aus dem Stühlinger ist einmal im Monat zu Gast. Upcyclingkurse für Jugendliche oder Handwerkskurse für Geflüchtete seien in Planung.

Das Freilab als Wiege einer neuen industriellen Revolution? „Na ja“, sagt Grab bedächtig, „wir sind zumindest ein gutes Beispiel dafür, wie gut nicht-kommerzielle Aktivitäten funktionieren können. Und eins lernt man hier auf jeden Fall: Den Wert von Konsumgütern wertzuschätzen.“

Fotos : Tanja Senn