Wie Eishockey ohne Eis: Probetraining beim Freiburger Floorball-Team STADTGEPLAUDER | 25.10.2016

Seit sechs Jahren gibt es in Freiburg ein Floorball-Team. chilli-Redakteur Till Neumann hat sich zum Probetraining angemeldet und kam dabei ordentlich ins Schwitzen. Für den Zorro-Move muss er aber noch eine Weile üben.

Bestens aufgelegt: Die Breisgau Bandits nach dem schweißtreibenden Training.

Bestens aufgelegt: Die Breisgau Bandits nach dem schweißtreibenden Training.

Dienstagabend, 20 Uhr, Dieter-Wetterauer-Sporthalle. Die Banditen sind los. Und sie haben Schläger dabei. Ich mische mich neugierig unter die zwölf Spieler der Breisgau Bandits, dem einzigen Floorball-Team der Stadt. Bereit fürs Probetraining.

„Hallo. Du bist neu, oder?“, fragt Martin Böhnert. Im gelb-lila Trikot sieht er aus wie ein Profi. Ich hoffe, ich kann mithalten. „Keine Sorge, das ist gar nicht so schwer“, sagt er. Das Spiel ist eine Mischung aus Eis- und Hallenhockey, gespielt wird mit Sportschuhen. Das Feld hat eine Bande – auch hinter dem Tor ist noch Spielfeld. Drei gegen Drei oder Fünf gegen Fünf. Harte Bodychecks sind verboten.

Nach dem Warm-up gibt mir Jennifer Haun einen Schläger. „Da, wo er hinzeigt, wenn der Ball die Kelle verlässt, geht auch der Ball hin“, erklärt die Trainerin. Schon nach wenigen Minuten komme ich ganz gut zurecht mit der kleinen Plastikkugel. Rasend schnell saust das löchrige Ding über den Hallenboden.

Dann zückt Haun die Taktiktafel. „Jetzt üben wir den Schwedenkreisel und den Schweizer Kreisel“, sagt die 36-Jährige. Es geht um Passen und Schießen – so viel habe ich verstanden. Doch die Kugel in die Maschen zu dreschen, ist knifflig. Holzkisten und ein schwarzes Netz bewachen das Tor. Als Ersatz für die Torfrau, die heute nicht am Start ist.

„Yeeaaah“, ich habe die Kugel nach einem Doppelpass ins Tor gehauen. Vorbei am fast unüberwindbaren Holzkasten. Und dann gleich nochmal. Erstaunlich, wie gut man beim ersten Training schon mitkommt. Klappt das auch im Spiel?

Reaktionsschnell: Beim Spiel flitzt die weiße Kugel hin und her.

Reaktionsschnell: Beim Spiel flitzt die weiße Kugel hin und her.

Drei gegen Drei zocken die Bandits heute. Schon nach drei, vier Minuten kommen die ersten schnaufend zur Auswechselbank. So anstrengend? Ich wage mich aufs Feld. Kommt ein Ball zu mir, spiele ich schnell weiter. Dann ist Platz zum Kontern. Wir sprinten nach vorne. Ein Gegner fängt die Kugel ab. Schnell wieder zurück.

Uff. Auch ich bin außer Atem. Also auf die Auswechselbank. Dann wieder aufs Feld. Für meine Pässe gibt’s sogar ein Lob. „Fürs erste Mal echt gut“, sagt Claudio Goll. Der 29-jährige Doktorand kennt Floorball vom Unisport in Kiel. Als er nach Freiburg zog, fand er die Breisgau Bandits. „Das macht einfach Bock, man kann sich richtig auspowern“, schwärmt er. Schweißperlen kullern von seiner Stirn.

Neben mir sitzt jetzt Jennifer Haun. Mit ihrem Stirnband sieht sie fast wie ein Bandit aus. „Wir klauen höchstens Punkte und Siege“, sagt sie und lacht. Ihr Team spielt seit zwei Jahren in einer Dreiländerliga mit fünf Mannschaften. Die Interrhein Meisterschaft haben die Banditen zwei Mal in Folge gewonnen. Doch das Triple bleibt ihnen verwehrt: „Dieses Jahr fällt die Meisterschaft aus“, sagt Haun. Es gebe nicht genügend Teams. Dafür werden Turniere gespielt. Das Team suche zudem Unterstützer. Auf Trikots und Bande sei noch Platz für Werbung.

Entdeckerin: Jennifer Haun hat Floorball 2009 bei einer Tagung entdeckt und nach Freiburg gebracht.

Entdeckerin: Jennifer Haun

Haun hat Floorball 2009 bei einer Tagung entdeckt und nach Freiburg gebracht. Die Sportwissenschaftlerin spielte früher Eishockeybundesliga. Da es in Freiburg keine Frauenmannschaft gibt, gründete sie das Floorballteam. „Das ist mehr als Sport für uns“, betont Haun. Die Bandits seien eine starke Gemeinschaft. Die bundesweit wächst: Es gibt eine Bundesliga und sogar eine Nationalmannschaft. 2024 soll der Sport olympisch werden. Das ist die „offizielle Sportart des 21. Jahrhunderts“ wirbt der Floorball Verband Deutschland. Haun sieht das genauso.

Am Fußende ihres Schlägers ist eine kleine Einbuchtung. „Das ist ein Zorro-Schläger“, sagt Haun. Zorro? „Das ist ein Technik, um den Ball auf dem Schläger in der Luft zu halten“, erklärt Haun, die den Trick nicht beherrscht. Nur ganz wenige könnten das. Und so andere schwindelig spielen.

Schwindelig kann einem auch ohne Zorro werden. Nach zwei Stunden Training sind alle platt. Ein Tor habe ich nicht geschossen. Aber eine Menge Spaß gehabt. Mein Portemonnaie ist auch noch da. Sie klauen wirklich nur Punkte.

Text und Fotos: Till Neumann