"Wir finden uns mega fresh“: Die Funk-Rocker Cosmic Mints mögen’s bunt und psychedelisch STADTGEPLAUDER | 17.07.2017

Mit dem dritten Gig schon im Lokal-Derby-­Finale – das macht den Cosmic Mints so schnell keiner nach. Auch wenn die sechs Freiburger beim Fürstenberg-­Wettbewerb in Donaueschingen nicht den Titel geholt haben – die immer zu Späßen aufgelegten Musiker sind am Durchstarten. Und waren schon zweimal Sieger der Herzen.

Auf ihrem Bandfoto fliegen die „Kosmischen“ in schriller Verkleidung durch Raum und Zeit. Auch bei „Freiburg Stimmt Ein“ zeigten sie zuletzt ihren Hang zum Extremen: Sänger Alexander Emmert (35) rockte oberkörperfrei in silberner Legginghose, Drummer Sven Maurer spielte mit knallrotem Motorradhelm, und Bassist Joey Ssymank hatte einen selbst gebastelten Alu­kreis auf dem Kopf. Flippig ist Programm, aber auch Message: „Gestern war CSD in Freiburg, da hat die Luft gebrannt“, rief Maurer ins Mikro.

Die Aufmerksamkeit des Publikums auf dem Stühlinger Kirchplatz war den Paradiesvögeln damit sicher. Ein Vorteil für eine Band, die erst seit Oktober am Start ist. Nach Einsteigern klingen sie dennoch nicht: Die Cosmic Mints kreieren treibende Beats, getragen von bis zu drei Gitarren und effektbeladenen Keys. Mal wabernd, mal wuchtig, mal zerbrechlich. Psychedelic Fuzz & Roll nennen sie das, Fuzz ist ein berühmtes Gitarren-Pedal.

Die Band ist mit Herz und Seele dabei, das ist schwer zu übersehen. Frontmann Emmert singt mit schmerzverzerrtem Ge­sicht, tanzt ekstatisch oder greift selbst zur Gitarre. Der schmale Lkw-Fahrer fällt auf: Vollbart, unzählige Tattoos, „der Weg ist das Ziel“ steht auf seiner Brust. Er war schon in mehreren Bands, konzentriert sich jetzt auf die Cosmics.

Flippig: Bei „Freiburg Stimmt Ein“ treten die Cosmic Mints in schrillen Kostümen auf.

Das Cockpit seines Trucks nutzt Emmert auch mal als Proberaum. Viel Strecke hat die Band dennoch bisher nicht zurückgelegt, aber das Tempo ist hoch: Für die Vorrunde des Lokal Derbys qualifizierten sie sich mit nur einer Stimme im Fanvoting. „Wir hatten uns erst am letzten Tag angemeldet“, erinnert sich Gitarrist Attilio Ferrarese. Die Jury half ihnen in den Vorentscheid. Im Jos Fritz Café spielten sie Ende Mai um den Finaleinzug. Als Zweiter hinter dem späteren Derby-Sieger Walter Subject aus Reutlingen schafften sie dank Publikumsjoker den Sprung unter die besten fünf Bands. Auf der Megabühne in Donaueschingen holten die Freiburger in knallbunten Hawaii­hemden schließlich Platz drei. 1000 Euro gab’s dafür.

Ein Erfolg? „Ein bisschen enttäuscht bin ich schon“, sagt Keyboarder Julian Weyand. „Der zweite Platz wäre drin gewesen.“ Sänger Emmert legt noch einen drauf: „Ich fand uns besser als die anderen.“ Auch wenn die Konkurrenz deutlich professioneller unterwegs sei. Auf eine Sache sind sie dennoch stolz: Wie ihnen zu Ohren gekommen ist, haben sie im Vorentscheid und dem Finale die meisten Publikumsstimmen geholt.

Sieger der Herzen, den Titel nehmen die „Cosmic Mints“ gerne an, erzählen sie vor ihrem Proberaum in der Wiehre. Entspannt geht’s zu, bei Bier und Kippen. Wir kommen von einer anderen Galaxie, sind sie sicher. „Pimmelonia heißt die Herrscherin dort, sie hat uns wegen eines Miss­verständnisses verbannt“, scherzt Bassist Joey Ssymank.

Im Proberaum in der Wiehre werfen sie sich fürs Bandfoto einfach übereinander.

Auf Planet Erde haben sie zuletzt eine Demo-CD mit zwei Songs rausgebracht. Bald soll mehr kommen. Ob EP oder LP, darüber diskutieren sie noch. Hitzig wird’s auch im Proberaum: „Wir fetzen uns regelmäßig über die Softness der Songs“, sagt Attilio Ferrarese. Die Entwürfe von Emmert und Küppers findet der Rest oft nicht rough genug. „Alex hat eine musikalisch sehr weiche Seele, auch wenn man es ihm nicht ansieht“, berichtet Ferrarese. Doch alle finden: Sich zoffen zu können ist gut, und am Ende wird man sich einig. Ein bisschen wie bei einer großen Familie.

Wie eingeschworen die sechs sind, wird spätestens beim Knipsen klar: Für das Band­foto legen sie sich gemeinsam auf den Boden. Sechs kosmische Körper, komprimiert zu einer Einheit. Und warum das „Mints“ im Namen? Wegen einer Pfefferminzdose, die sie zur Grasdose umfunktioniert haben, erzählen sie. „Und wir finden uns einfach mega fresh“, ergänzt Emmert.

Das Selbstbewusstsein ist groß. „Eine wirklich gute Band gewinnt nie einen Contest“, sagt der Sänger zum dritten Platz beim Lokal Derby. Viel wichtiger ist ihnen das kosmische Comeback: „Wir werden irgendwann wieder triumphal in Pimmelonias Galaxie einziehen“, prophezeien sie. Und dann sollen alle sagen: Damit haben wir nicht gerechnet.

Text: Till Neumann / Fotos: © Promo CosmicMints, tln