Wetten, dass… Freiburg es nicht schafft, 3467 Tonnen Co2 einzusparen? Gesellschaft | 11.10.2021 | Philip Thomas

Michael Bilharz mit seinem Lastenrad

„Wir machen’s jetzt einfach“, dachte sich Michael Bilharz und schwang sich aufs Lastenrad. Für die Aktion „Die Klimawette“ radelt der Aktivist in 100 Tagen mehr als 6000 Kilometer durch Deutschland. Sein Ziel: Bis zur UN-Klimakonferenz am 1. November eine Million Menschen gewinnen, die jeweils mindestens eine Tonne CO2 einsparen. Auch Südbaden liegt auf seiner Route.

Die Wette

„Ich fordere Freiburg heraus“, sagt Michael Bilharz mit Boxhandschuhen auf dem Rathausplatz der Stadt und haut symbolisch eine CO2-Tonne um. Der Klimaschützer kämpft seit 30 Jahren für die Umwelt, besitzt laut eigener Aussage keinen Führerschein und ist noch nie mit dem Flugzeug geflogen.

Mit seinem neuesten Projekt – der Klimawette – möchte der 49-Jährige bis zur UN-Klimakonferenz im schottischen Glasgow am 1. November insgesamt eine Million Tonnen CO2 sparen. Das kann Bilharz nicht allein – und sucht deswegen Mitstreiter. Allein in Freiburg müssten 1,5 Prozent der Bevölkerung zusammen 3467 Tonnen CO2 vermeiden. „Das ist zu schaffen und wäre ein beeindruckendes Zeichen für den Klimaschutz“, so Bilharz.

Um die Aktion bekannt zu machen, hat Bilharz die Klimawette erdacht: In 100 Tagen radelt der Initiator mit dem Lastenrad mehr als 6000 Kilometer durch Deutschland, macht Station in rund 200 Städten. Auf seinem Weg möchte Bilharz eine Million Menschen über-zeugen, Treibhausgas einzusparen und für gemeinnützige Projekte zu spenden. Ausgegeben werden soll das gesammelte Geld unter anderem für energieeffiziente Kochstellen in Ruanda, Aufforstungsprojekte in Uganda oder Kleinbiogasanlagen in Nepal.

Mobilansicht der Klimawette

Digital: Die Anmeldung läuft im Netz.

Der Weg

„Klimaschutz ist auch ein persönliches Thema“, betont Kampag-nenleiterin Andrea Kostrowski. Politik und Wirtschaft könnten die Klimakatastrophe nicht allein abwenden. Gemeinsam mit ihrem Team möchte sie das ernste Thema spielerisch angehen. „Es geht beim Klimaschutz darum, die Menschen abzuholen“, erklärt die 27-Jährige. Auf dramatische Bilder verzichtet die Klimawette daher. „Es gibt andere, die das richtig gut machen“, sagt sie. Es sei wichtig, Menschen auf unterschiedliche Weise mit dem Klimawandel zu konfrontieren: „Nicht jeder geht demonstrieren. Andere sind eher bereit, zu spenden.“

Der Weg bis zur Million ist noch weit. Insgesamt haben zum Redaktionsschluss knapp 5000 Teilnehmer*innen die Wette angenommen und 8862 Tonnen CO2 gespart. Das entspricht 42,2 Millionen eingesparten Auto-Kilometern. Aus dem Raum Freiburg kommen 97 Spenden. „Man muss sich hohe Ziele setzen. Natürlich wären wir gerne bereits bei 999.999, aber die Million soll auch motivieren“, kommentiert Kostrowski. Sie hofft auf einen „Ruck“.

Kampagnenleiterin Andrea Kostrowski

„Klimaschutz in der Gesellschaft verankern“: Kampagnenleiterin Andrea Kostrowski

Der Wahlspruch

Den eigenen CO2-Fußabdruck verringern kann jeder. „Die drei großen Bereiche dabei sind Energie, Mobilität und Konsum“, erklärt Kostrowski, die einige Sparmöglichkeiten auf der Kampagnen-Website gelistet hat: Weniger Fleisch essen, energieeffiziente Geräte anschaffen oder kürzer duschen. „Wir müssen Klimaschutz fest in der Gesellschaft verankern“, sagt sie.

Bilharz hofft auf ein „CO2-Battle“. Unter dem Motto „Wir kicken die Tonne“ möchte er noch viele Tonnen CO2 umschlagen. „Klimaschutz geht leichter, wenn man ihn nicht als Belastung, sondern als sportliche Herausforderung begreift“, sagt er. Die Klimawette ermögliche den direkten Vergleich mit anderen Städten – welche Gemeinde am meisten spart, könne in einer Tabelle festgehalten werden: „Beim Sport legen wir uns oft mächtig ins Zeug und haben Freude daran. Warum soll das nicht auch bei der Sicherung unserer Lebensgrundlagen möglich sein?“

Michael Bilharz beim Wahlspruch

Kämpferisch: Der 49-Jährige hofft auf ein CO2-Battle.

Mehr Infos:
www.dieklimawette.de

Fotos: privat, Die Klimawette; Philip Thomas