Nachgewürzt: chilli-Kolumnist Volkmar Staub über den GroKo-Deal 4Literatur & Kolumnen | 19.12.2017 | Volkmar Staub

Volkmar Staub

Oh la la la, da wurde der hypernervöse Martin aber wie ein kleiner Schulbub beim Bundespräsidenten vorgeladen. „Wer sich bei Wahlen um Verantwortung bewirbt, darf sich nicht drücken, wenn er sie in Händen hält.“ Das saß.

Noch am Wahlabend des 24. September war ja aus der SPD-Zentrale ein Anruf bei Dignitas in der Schweiz eingegangen, mit der Frage, wie das mit der Sterbehilfe eigentlich genau funktioniere. Die Antwort war: „Einfach nochmal als Junior in eine Große Koalition, dann stirbt’s sich von ganz alleine.“ Das war der Grund, warum der Grövaz, der größte Vorsitzende aller Zeiten, so gezickt hatte.

Wir Spontis haben früher immer gesagt: „Die SPD ist die Vorhaut der Arbeiterklasse, wenn es ernst wird, zieht sie sich zurück.“ Und jetzt? Vermutlich wird sie doch wieder ihren Mann stehen, ob durch Tolerierung einer Minderheitsregierung oder als erneuter Groko-Deal. Schulz sagt: Nicht umsonst habe ich eine glatt polierte Glatze, so dass mein Denken jederzeit die Richtung ändern kann.

Die alte Tante SPD will halt immer ins Wasser springen und doch dabei ihren teuren Pelz nicht nass machen. Wenn sie sich entscheiden mussten zwischen linker Rhetorik und Staatsräson, haben sich die Sozialdemokraten immer für das Zweite entschieden: Bei den Kriegskrediten 1914, bei der Niederschlagung des Spartacusaufstandes 1919 durch Gustav Noske, bei der Wiederwahl Hindenburgs 1932, bei den Notstandsgesetzen 1968, bei der Agenda 2010 und jetzt bei einer angeblichen Regierungskrise.

Aber wen will die SPD denn gegebenenfalls in eine neue Regierung schicken, verbraucht und ausgelaugt wie sie sind? Gut, das Gewicht von Andrea Nahles ist deutlich gestiegen, auch politisch, aber in NRW sind sie kraft-los, im Saarland maas-los, in Bayern so gut wie namenlos, in Hessen gümpeln sie so vor sich hin und so wird es auf die ewig gleichen Nasen hinauslaufen: Gabriel, Zypries, Scholz oder Schulz. Und wenn es auf Erfahrung ankommt, kann man ja Hans Jochen Vogel, Kurt Beck oder Renate Schmidt reanimieren.

Na, dann regiert mal schön, ihr SMS-Dreierbande Schulz, Merkel, Seehofer. Quittung folgt. Es hat ja auch was Gutes: So können wir Nörgler bald wieder fröhlich vom Groko-Leder ziehn.

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