Nachgewürzt: Die Revolution frisst ihre Väter STADTGEPLAUDER | 10.02.2018 | Florian Schroeder

Der Parteitag des Jahres ist vorbei! Man fiebert drauf hin und dann geht alles ganz schnell. Wahrscheinlich hat Macron bei Schulz angerufen. In Bonn hat sich die SPD getroffen – gleich um die Ecke das Haus der Geschichte. Man hat sich gesagt: Da hat es Martin Schulz nicht so weit nach dem Parteitag.

Da kann er sich schnell einweisen lassen. Hier in Bad Godesberg wurde die SPD zur Volkspartei, hier kann sie damit auch wieder aufhören. Ganz so schlimm kam es nicht: Am Ende gab es immerhin 56 Prozent für die Große Koalition. Ist doch mega! Das sind 50 Prozent mehr, als sie bei Neuwahlen bekommen hätten.

Woher der Gegenwind? Nun, die neuen Mitglieder aus der Zeit des Schulz-Hypes sind eingetreten, weil sie die Große Koalition nicht mehr wollten. So werden die eigenen Fans dem Chef vielleicht bei der Mitgliederbefragung noch zum Verhängnis – die Revolution frisst ihre Väter.

Die SPD ist das Zermatt der deutschen Politik: von der Außenwelt abgeschlossen, unerreichbar, und jederzeit kann die Lawine kommen, die sie unter sich begräbt. Entweder durch die GroKo oder von den Neuwahlen. Da hilft nur eine Schneeschmelze, die die ganze Mannschaft mit Hochwasser wegspült. Die SPD aber will sich nun erneuern, während sie regiert. Damit wäre sie der erste Marathonläufer, der sich beim Rennen regeneriert.

Früher saßen Max Frisch und Walter Jens auf Parteitagen in der ersten Reihe. Heute sieht der Juso-Chef Kevin Kühnert aus wie der kleine Bruder von Daniel Kehlmann. Vielleicht schreibt er bald mal ein Buch: Die Vermessung der SPD. Dafür reicht dann ein kleines Geo-Dreieck.

Wer heute zu den Gewinnern der Globalisierung zählt, wählt FDP oder grün. Wer sich abgehängt fühlt, wählt nicht mehr links, sondern die AfD und wer sich gar nicht für Politik interessiert, die CDU. Und wo genau war jetzt die SPD? Richtig: nirgends.

Solange Ralf Stegners Mundwinkel mehr über die SPD erzählen als die Worte von Kühnert, gibt es sowieso keine Chance. Das erste Projekt also: die Stegmatisierung der SPD aufhalten.

Und dann rein in die linke Sammelbewegung von Sahra Wagenknecht. Zusammen mit Oskar Lafontaine. Wenn die Kriegstreiber Friedenspfeife rauchen wollen, sollte man skeptisch sein. Dann braucht es noch eine sozialdemokratische Frontfrau: Ich bin sicher, Merkel ist dabei. Aber vorher muss Schulz noch warten, bis Macron anruft.

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