Urgestein Eckart Friebis ist der grüne Kommunalo STADTGEPLAUDER | 15.11.2016

Man kann Eckart Friebis als Grünen der ersten Stunde bezeichnen: 1983 in die noch junge Partei eingetreten, übernahm er vor 30 Jahren den Posten des Fraktionsassistenten. 1989, soeben in den Freiburger Gemeinderat gewählt, avancierte er zum Fraktionsgeschäftsführer. Heute ist er, was man abgedroschen als Urgestein bezeichnen könnte: seit 27 Jahren Gemeinderat, einmal Stimmenkönig, genauso lange im Bauausschuss, seit 30 Jahren Organisator der Fraktion und schon seit 1984 Fraktionschef der Regionalverbandsgrünen.

„Ich will nachhaltige Kommunalpolitik machen, seriös, fachlich fundiert und transparent, mit der Ökologie als Leitstern. Als Fraktionsgeschäftsführer ist man Mädchen für alles: Fraktionsarbeit koordinieren, Pressearbeit machen, Anträge und Anfragen formulieren und Ansprechpartner für Stadtverwaltung und Bürgerinnen sein. Langweilig ist das nie, eher spannend und ungeheuer vielfältig.

Wenn sich sowohl berufliche als auch ehrenamtliche Tätigkeit um die Kommunalpolitik drehen, kriegt man einen guten Überblick, wie so ein Gemeinwesen „Stadt“ in seinen vielfältigen Verästelungen funktioniert. Und wie man gestaltend mitwirken kann. Dabei lerne ich noch immer dazu, zumal ich die meisten der vielen und oft recht dicken Gemeinderatsvorlagen intensiv durcharbeite und die Verwaltung dann mit Fragen und Anregungen wahrscheinlich ziemlich nerve. Aber ich bin halt mit Leib und Seele ein grüner Kommunalo, der Kommunalpolitik absolut faszinierend findet. In den gut 30 Jahren hat sich einiges getan. Als wir anfingen, wollten manche aus den etablierten Parteien und der Verwaltung gar nicht mit uns reden. Wir waren ziemliche Außenseiter. Heute werden als Volkspartei und Machtfaktor ernstgenommen. Heute muss ich auch nicht mehr – wie 1986 in Haslach – auf einen Baum steigen, um ihn zu retten. Abgesehen vom Hubsteiger, den ich heute dazu bräuchte, haben wir nämlich längst eine effektive Baumschutzsatzung durchgebracht, die solche Aktionen eigentlich erübrigt.

Die Gesellschaft ist grüner geworden, aber auch die Grünen haben sich geändert. Damals haben wir oft nur unseren eigenen Standpunkt und zu wenig die Zielkonflikte gesehen. Demokratie besteht aber aus Kompromissen, man muss sich einigen können, abwägen. Die jüngste Reform des Kommunalwahlrechtes, von meiner Partei mit auf den Weg gebracht, sehe ich sehr kritisch: Zahlreiche kleinste Gruppierungen in den Gemeinderäten der großen Städte führen zur Zersplitterung mit vielen Partialinteressen und schwieriger, zeitraubender Mehrheitsfindung. Politik muss aber verlässlich sein und dem Gemeinwohl dienen. Und Demokratie ist halt eine langwierige, mitunter auch recht mühselige Angelegenheit.“

Aufgezeichnet von Stefan Pawellek / Foto: © spk