Baron von Droste zu Hülshoff und die "Badische Lösung" STADTGEPLAUDER | 25.05.2017

Zu seiner alten Familie gehört eine weltbekannte Dichterin, dazu Diplomaten, Musiker, Wissenschaftler und Verwaltungsbeamte. Ein Schnapsbrenner war bisher nicht darunter – und selbst die Ahnen seiner charmanten und geistreichen Mama Hortense von Gelmini brannten nur ab und an Südtiroler Obstler zum Hausgebrauch. Benedict Freiherr von Droste zu Hülshoff, Nachfahre der berühmten Annette, begründete also eine neue Familientradition: Er macht aus Äpfeln und Walnüssen, die rings um den Familienlandsitz „Villa Küchlin“ bei Horben wachsen, erlesene Liköre. Und vermarktet sie erfolgreich unter dem Rubrum „Badische Lösung“.

Der Baron und sein Produkt: Benedict Freiherr von Droste zu Hülshoff in Paris am Stand.

Damit ist nicht etwa „alla guud, tringga mer oin“ gemeint, sondern laut von Droste ist „die Badische Lösung eine süddeutsche Form der Diplomatie, bei welcher man auf wundersamen Wegen vom Dissens zum Konsens findet“ – wohl nicht selten unter reichlichem Einsatz von Hochprozentigem.

Der studierte Kulturmanager begann 2007 eine Ausbildung als Fachmann im Brennereiwesen und gründete 2010 die Firma Baron Droste Hülshoff. „Ich bin ein zu 100 Prozent berufener Destillateur“, sagt er und verweist darauf, dass der elterliche Hof genügend Ressourcen für den Einstieg in das Brennereigewerbe bot. Nach der Ausbildung im Brennereiwesen in Offenburg machte er sich daran, einen „Liqueur Superieur“ zu kreieren.

Das ist ihm gelungen: Seine Brennerei hinter der elterlichen Villa stellt zwei Liköre her, Apfel und Walnuss, die, so seine Beschreibung, „frische, natürliche Zutaten und Rohstoffe zu einem einzigartigen Blend verbinden“.

Der Baron und sein Produkt: Benedict Freiherr von Droste zu Hülshoff mit Liqueur.

Ausschließlich individuelle, kleine Chargen werden zu sortenreinen Apfelbränden ausgebaut. Und da die nicht beliebig zu vermehren sind, gibt es die Badische Lösung nur in limitierter Auflage – was die Preisgestaltung sicher nicht eben erschwert. Charmant, aber eisern verweigert er Angaben darüber, welche Mengen an Adels-Schnaps denn Jahr für Jahr in Horben destilliert werden.

Baron von Droste ist Einzelkämpfer. Die Mitarbeiter-Kapazität ergänzt er je nach Saison um einige Helfer. Seine Produkte liefert er an Kunden in Deutschland, aber auch, in kleinen Mengen, in die USA, nach China, Belgien, Frankreich, Holland, Österreich oder in die Schweiz. Die Badische Lösung werde international goutiert, „weil sie echt ist, Liebe zur Heimat transportiert und dabei international und weltoffen bleibt“. Deshalb wohl wurde sein Produkt auf der „Cocktails-Spirits“ in Paris 2013 – weltweit führend für Spirituosen- und Bartrends – mit einem Preis als einer der 14 besten Newcomer-Liqueure Europas ausgezeichnet.

Der Baron und sein Produkt: Benedict Freiherr von Droste zu Hülshoff einfach mal bei der Arbeit.

Abgefüllt werden die Erzeugnisse des Freiherrn in originelle schwarze Flaschen. Die Farbe der „Bollen“ auf dem Bollenhut des stilisierten Schwarzwaldmädels signalisiert, ob es sich um Apfel- oder Walnuss-Liqueur handelt. Mit einer „Bar On Tour“ macht der Baron seine Produkte bekannter, so jüngst auf der Badischen Weinmesse in Offenburg. Daneben tüftelt er derzeit an einem speziellen Liqueur-Becher.

Die Schnaps-Szene ist im Umbruch: Badischer Gin, Whisky und auch Wodka werden neben alten Sorten wie Kräuter, Williams oder Himbeergeist kreiert. Allen gemein ist eine frische Art – der Produkte und der Vermarktung. Benedict von Droste zu Hülshoff gehört zu den Trendsettern: „Ein Großteil dieser Trends hat sich noch nicht etabliert. Das sind Rebellen im Untergrund. Deswegen ist es ja gerade so spannend.“ Der Schlüssel zu internationalem Erfolg sei Stil und Niveau und dieses dann zu halten. Regionale Produkte schaffen das nur, wenn sie konstant mit Tradition den Nerv der Zeit treffen: „Ich denke, das wird wenigen gelingen, aber die, denen es gelingt, werden die ganze Region weit nach vorne bringen.“

Text: Stefan Pawellek / Fotos: © privat