Terror lähmt Wachstum: EuroAirport legt nur moderat zu – ist aber renditestark STADTGEPLAUDER | 17.11.2016

Die steile Flugkurve im Passagiergeschäft flacht beim EuroAirport Basel-Mulhouse-Freiburg (EAP) leicht ab. Das, meldet der binationale Flughafen, sei vor allem auf die Auswirkung von Terror und die daraus resultierende geringere Nachfrage in bestimmten Ländern zurückzuführen. „Hauptverantwortlich sind das total eingebrochene Türkeigeschäft, aber auch die nordafrikanischen Feriendestinationen“, sagt EAP-Marketingchef Mario Eland beim Redaktionsbesuch.
 

Starten und Landen: 500 Flüge zu 70 Destinationen – pro Woche.

Starten und Landen: 500 Flüge zu 70 Destinationen – pro Woche.


 
Mit 7,5 Millionen Passagieren hatte die Crew um den Flughafen-Direktor Mathias Suhr in diesem Jahr gerechnet. Man wird wohl bei 7,3 bis 7,35 landen, rechnet Eland hoch. Weil die Türkei mit ihren enormen Hotelkapazitäten derzeit so gut wie leer ist, sind andere Ziele, etwa die Kanaren und die Balearen, an den Grenzen ihrer Kapazität.
 
Bis Ende September zählte der EAP 5,6 Millionen Fluggäste, gegenüber dem Vorjahr ein leichtes Plus von drei Prozent. Wegen des Brexit und der Abwertung des Pfund kämen zwar auch weniger Gäste aus England, dafür fliegen mehr aus der Region dorthin – unterm Strich kein Einbruch. Auch wirtschaftlich führt das geringere Wachstum zu keinen Dellen, da auch der Aufwand zurückgehe. Allerdings bringe der immer noch geltende Ausnahmezustand in Frankreich (die Regierung hat angekündigt, diesen noch bis Ende 2017 zu halten) „erheblichen Mehraufwand bei den Sicherheitskontrollen“ mit sich. Noch hat der EAP diese Kosten nicht an die Fluglinien weitergegeben.
 
Durch den Einsatz größerer Flugzeuge und die höhere Auslastung – aktuell 88 Prozent – ändert sich auch der Personaleinsatz: Galt früher die Faustformel, dass für eine Million Passagiere etwa 1000 Mitarbeiter benötigt werden, liegt diese Quote heute bei 950 – bei den Billigfliegern sogar noch 20 Prozent drunter. „Die Luftfahrtbranche steigert ihre Effizienz“, sagt Eland.
 
Das Frachtgeschäft liegt derweil zwei Prozent unterm Vorjahr. Hier machen vor allem das schwächelnde China, die die Schweizer Exporte weiter belastende Aufhebung des Euro-Mindestkurses und eine Verschiebung hin zur Seefracht Druck auf die Zahlen. Diese wären aber noch schlechter, wenn der EAP nicht in sein neues Cargo-Terminal investiert hätte, das nicht nur bei der Pharmaindustrie aufgrund der lückenlosen Kühlkette stark gefragt ist und starke Zuwächse hat. Dieses Plus wird das Minus ausgleichen, das Ergebnis von 101.000 Tonnen auf Vorjahresniveau bleiben.
 
Verglichen mit dem Vorjahr sind die Flugbewegungen im dritten Quartal um drei Prozent auf 73.700 Starts und Landungen gestiegen. Der Winterflugplan bietet seit Ende Oktober wöchentlich mehr als 500 Flüge zu 70 Destinationen, neu sind Boa Vista und Sal (Kapverdische Inseln), Funchal (Madeira), Pisa (Toskana) und Sofia. Der EAP hatte im vergangenen Jahr erstmals in seiner Geschichte mehr als sieben Millionen Passagiere abgefertigt. Die Investitionsbereitschaft ist hoch: Mit gut 40 Millionen Euro verbessert Suhr derzeit die Parkplatzlandschaft und die Gepäcksortieranlage. Die Verantwortlichen, auch Suhrs Vorgänger Jürg Rämi, haben gut gewirtschaftet und konsequent Verbindlichkeiten abgebaut. Ende 2015 war der vor zwölf Jahren noch 180 Millionen Euro mächtige Schuldenberg abgetragen. Auf der anderen Seite kletterte der Umsatz nach oben: Im vergangenen Jahr auf 136,6 Millionen Euro. Nach Steuern blieben unterm Strich rund 27 Millionen Euro Gewinn.
 
Text: Lars Bargmann / Foto: © EAP