Zum Kinostart von „Fences“: chilli verlost 2 x 2 Freikarten + Filmplakat Kinonews | 15.02.2017

Zunächst wirkt Troy Maxson (überzeugend ambivalent: Denzel Washington) eigentlich ganz sympathisch: Es ist Freitag und auf dem Heimweg mit seinem gleichfalls afroamerikanischen Müllwerker-Kollegen und offenbar alten und besten Freund Jim Bono (wunderbar: Steven McKinley Henderson) ist er guter Dinge – auch wenn der Wochenlohn wie immer nicht gerade üppig ausfällt. Und auch wenn der Inhalt seiner Lohntüte wie immer nahezu vollständig in die Hände seiner Frau Rose übergeht – für eine Flasche Schnaps zur Feier des Zahltags reicht es allemal.

Zwar beklagen sich die beiden über die Ungerechtigkeit, dass die Fahrer der Müllwagen immer nur Weiße sind, während die Schwarzen immer nur den Müll schleppen müssen. Doch sie sind auch – und nicht nur wegen des Alkohols zu allerhand spielerischen Lästereien und witzigen Neckereien aufgelegt, aus denen viel Gelassenheit, Herzenswärme und Humor strahlt. Und die Bereitschaft, trotz aller Misere über sich selbst zu lachen.

Das ändert sich auch nicht, als sie in Troys Haus ankommen, wo auch Rose (großartig: Viola Davis) gerne auf die launigen kleinen Hänseleien eingeht und charmant mit den beiden Männern scherzt. Und über die – im doppelten Sinn – phantastischen Geschichten ihres Ehemanns lacht. Auch wenn sie die Stories über seine Kämpfe mit Tod und Teufel schon oft gehört hat, wie sich später herausstellt.

Erste Zweifel an diesem Bild von der zwar materiell bescheidenen, doch zufriedenen und heilen Lebenswelt um den zwar mit ein wenig zu viel Phantasie, aber auch mit viel Liebe ausgestatteten Familienvater schleichen sich ein, als Troys älterer, längst erwachsener und offenbar immer in Geldnöten steckender Sohn Lyons auftaucht: Seinen Andeutungen ist zu entnehmen, dass dieser ihm nicht gerade ein idealer Vater war, dass er ihn oft im Stich ließ. Und als das Gespräch auf den jüngeren Sohn Cory kommt, wird Troys zunächst noch diffuse untergründige Abneigung spürbar, die sich später mit einiger Vehemenz manifestieren soll.

Als dann noch sein infolge einer während des Kriegs erlittenen Kopfverletzung schwer behinderter Bruder Gabe (hinreißend: Mykelti Williamson) auftaucht, kommen Ereignisse in Troys Leben zum Vorschein, die nicht so rund liefen. Und die in seine Gegenwart (1950er Jahre in Pittsburgh) und in seine Beziehungen hineinwirken. Da gibt es schon die ersten Hinweise, dass Troys nicht stattgefundene Karriere als Baseballspieler eben nicht nur mit von ihm der fast gebetsmühlenartig wiederholten allgemeinen Benachteiligung schwarzer Menschen in den USA begründet werden kann: Dass nämlich eigene Anteile im Spiel waren, als sein Traum vom sportlichen Ruhm zerplatzte. Und dass es für ihn auch noch andere Chancen gegeben hätte, die er in der defätistischen Überzeugung, sowieso nur ein Mensch zweiter Klasse zu sein, einfach verpasst hat.

Er lässt seine Enttäuschung über sein „vermasseltes“ Leben vor allem an Cory aus, dessen sportlichem Talent er selbst sich in den Weg stellt, seine Entfaltung nicht zulassen will. Möglicherweise, wie Cory vermutet, aus Eifersucht, aus Angst, dass er besser sein könnte, es weiter bringen könnte als der Vater. Und er ist dabei so herabwürdigend, dass sich die Sympathie, die man anfangs für ihn empfindet, allmählich verliert. Auch wenn hin und wieder der eigentlich liebenswerte Mensch durchscheint. Der Mensch, der er bei wirklicher Chancengleichheit durchaus hätte werden können.

Man kann sich mit Troy und seiner blinden, durch unablässigen Alkoholkonsum noch verstärkten Selbstgerechtigkeit nicht mehr so recht anfreunden – das gilt sowohl für das Publikum als auch für die Protagonisten dieses dialogreichen filmischen Kammerspiels, das Regisseur Denzel Washington aus August Wilsons gleichnamigem Theaterstück entwickelt hat. Einzig Gabe, mit dessen Schwerbeschädigtenrente Troy sich sein bescheidenes Häuschen aufgebaut hat, hält unbeirrt zu ihm. Und gibt ihm schließlich das letzte Geleit, das freilich ein wenig zu verklärend geraten ist.

Ein starkes, wenn auch stellenweise sehr melodramatisches Stück über die Wechselwirkung von Sein und Bewusstsein, über persönliche Eigenverantwortung auch und gerade in ungünstigen gesellschaftlichen Bedingungen – in vier Kategorien für den Oscar 2017 nominiert.

Verlosung: 2 x 2 Freikarten zum Kinostart zu gewinnen (Termin frei wählbar)! Eine E-Mail mit dem Stichwort „Fences“ an gewinnspiel@chilli-freiburg.de genügt.

Text: Erika Weisser / Bilder: © Paramount

Fences
USA 2016
Regie: Denzel Washington
Mit: Denzel Washington, Viola Davis, Steven McKinley Henderson u.a.
Verleih: Paramount
Laufzeit: 138 Minuten
Kinostart: 16. Februar 2017
Trailer:www.filmstarts.de