Frezi-Tipp: Immer denk ich deinen Namen Kultur | 27.12.2016

„Ich lebe ja von dem Traum, dass du mich liebst.“ Mehr als 30 Jahre, nachdem Adrian seine Frau Nadine mit derlei poetischen Zitaten für sich gewonnen hatte, erinnert er sich plötzlich an das Gedicht mit diesem Vers. Und träumt davon, es noch einmal einer Frau vorzutragen, die es verstehen würde – und damit ihn selbst.
 

 
Denn zwischen Adrian und Nadine gibt es kein Verstehen mehr, nicht einmal Verständnis. Und auch keine Liebe. Sie sind zusammen geblieben, der schwierigen Kinder, vielleicht auch der Bequemlichkeit wegen. Und weil bei Nadine eines Tages eine tödliche Krankheit diagnostiziert wurde.
 
Während einer Reise nach Prag begegnet der Hochschullehrer aus Süddeutschland der erträumten Frau, doch sie, die mehr als 20 Jahre jüngere Lyrikerin Vera, steckt wie er selbst in einem unerfreulichen ehelichen Gefängnis. Daran gehindert, zueinander zu kommen, schreiben sie sich Briefe. Wöchentlich, täglich, manchmal stündlich – ohne sich ein einziges Mal wieder zu begegnen. Besessen, geradezu süchtig, erschreiben sie sich eine Fluchtwelt, in der nur ihre zwar gleichfalls erschriebene, doch unaufhaltsame Liebe von Bedeutung ist, in der die wenig romantische Realität zur Nebensache wird.
 
Ein treffliches Beziehungspsycho­gramm der in Freiburg lebenden Autorin.
 
Text: Erika Weisser
 

 
 
 
 
 
Immer denk ich deinen Namen
von Evelyn Grill
Verlag: Haymond, 2016
139 Seiten, gebunden
Preis: 17,90 Euro