Pöbelnd durch die 80er: Alex Cameron mit seinem zweiten Album "Forced Witness" 4Musik | 01.01.2018 | Philip Thomas

Ein Macho stößt auf Ablehnung und wir tanzen dazu. In Stulpen, Leggins und ballonseidener Trainingsjacke. Damit man sich dabei nicht schlecht fühlen muss, hat der Australier Alex Cameron für sein zweites Album eine ambivalente Kunstfigur geschaffen, die man als Zuhörer schadenfroh studiert. Und damit die Platte auf zehn knackigen Songs nicht zu kopflastig gerät, wird er dabei unterstützt durch Synthesizer und Saxophon, die direkt in die Beine gehen.

In witzigen Texten und einer fantastischen Mischung aus Synthie-Pop und Rockeinflüssen randaliert der unheimliche Außenseiter durch aberwitzige Szenarien: Einer Onlinebeziehung schickt er auf „True Lies“ heimlich Geld „even if she’s some nigerian guy“.

Auch außerhalb des Internets treibt die tragische Figur ihr Unwesen und bleibt dabei herrlich inkonsequent. Einem Machospruch wie „There is blood on my knuckles, ’cause there’s money in the trunk“ folgen Momente tiefer Unsicherheit.

Dabei will er nur geliebt werden, oder zumindest Bestätigung. Komplimente à la „my face has a Beckham-like quality“ willkommen.

Die Musik, die im Kontrast zum Wort steht, ist wunderbar eingängig, dabei keinesfalls platt, sondern farbenfroh und nuanciert, um den Hörer mit einer großartigen Scheibe Musik zu amüsieren.

Foto: Secretly Canadian