Buch-Tipp: „So, und jetzt kommst du" Kultur | 26.04.2017

Es sind die Achtziger. Jungs mit Mofa, Boris Becker, Tschernobyl. In der pfälzischen Provinz bringt ein windiger Autoverkäufer überteuerte Schrottkarren an die Dummen, daheim sagt er zu seinem Sohn: „Du musst dir nehmen, was du willst, niemand schenkt dir etwas. Du frisst oder wirst gefressen. So, und jetzt kommst du.“

Aber was will denn der Bub überhaupt? Sicher nicht das: In einem geklauten kackbraunen Ford Escort, zugenebelt vom Zigarettenqualm der Eltern und einen stinkenden alten Köter mit Durchfall auf dem Schoß, von Lissabon über Paris nach Kaiserslautern fliehen zu müssen. Doch das passiert ja erst gegen Ende des launigen, autobiografischen Roman­debüts des Journalisten Arno Frank.

Zuvor nämlich lebt die Familie Frank, nachdem ein krummes Geschäft in der Pfalz geklappt hat, auf ziemlich großem Fuß. In Südfrankreich, wo die Yachten schaukeln. „Einen Arsch von Geld habe man“, prahlt Papa und kauft seiner Frau, der Tochter und den beiden Söhnen alles, was das Herz begehrt und treibt sich im Casino rum. Doch irgendwann, der Bub ahnt es, ist die Sause vorbei und die Flucht wird alles andere als glamourös – sie endet in einem Kaff in Bayern.

Es darf gelacht werden auf diesen 352 Seiten, es kann aber auch geweint werden. Auf jeden Fall aber sollte dieses Roadmovie, diese Familientragödie, diese wahre erfundene ­Geschichte gelesen werden.

Text: dob

So, und jetzt kommst du
von Arno Frank
Verlag: Klett Cotta, 2017
352 Seiten, gebunden
Preis: 22 Euro