Im Farbrausch: Kunsthalle Messmer wagt sich mit Otmar Alt in neue Gefilde Kultur | 01.02.2018 | Tanja Senn

Bunt, poppig, leuchtend. Otmar Alt begeistert seit Jahrzehnten mit seinen farbenfrohen und fantasievollen Werken. Sogar Papst Franziskus könnte mittlerweile zu den Fans zählen: Ihm hat der 77-jährige Künstler im vergangenen Jahr seine „Otmar-Alt-Bibel“ überreicht, eine eigene Fassung des Neuen und Alten Testaments. In Südbaden ist der Künstler – außer mit seinen Poporgeln in Waldkirch – wenig präsent. Die Ausstellung „Lebenswege“ in der Riegeler Kunsthalle Messmer will das nun ändern.

Auf den ersten Blick wollen Otmar Alt und Jürgen Messmer nicht so recht zusammenpassen. Schließlich ist die Sammelleidenschaft des Kunsthallen-Chefs die konkret-konstruktive Kunst mit ihren klaren Linien und den mathematischen Grundlagen. Dass er ganz gerne mal einen Ausflug in die Pop Art macht, hat er 2015 zwar schon mit Andy Warhol gezeigt, so bunt und poppig ging es in den zwölf Ausstellungsräumen jedoch noch nie zu.

Auf Alts Werke sei er das erste Mal in den 80er Jahren gestoßen, erinnert sich Messmer. Seine Faszination für den Künstler weckte jedoch erst eine persönliche Begegnung 2016 bei einer Ausstellung in Gengenbach: „Mittlerweile pflegen wir einen fast freundschaftlichen Kontakt.“ So haben Messmer und seine Frau den Künstler im Vorfeld der Ausstellung auch in seiner westfälischen Heimat Hamm besucht. Hier lebt und arbeitet Alt in einem alten Bauernhaus mit Galerie, Museum, Amphitheater, Skulpturenpark und einem Wohnhaus für Stipendiaten. Hier ist auch die Otmar-­Alt-Stiftung untergebracht, die junge Künstler fördert. Die rund 120 Werke der Riegeler Ausstellung sind Leihgaben dieser Stiftung.

Eines davon kann man bereits seit November vor der Kunsthalle Messmer bewundern: eine drei Meter hohe knallbunte, verspielte Blume. Sie hat sich der Kunstmäzen in Alts Skulpturenpark ausgesucht. „Es ist unglaublich, welche beeindruckenden Fantasiewelten Otmar Alt mit seinen Werken im öffentlichen Raum geschaffen hat“, schwärmt Messmer. Dazu gehören auch drei Orgeln, die Alt gestaltet hat und die von Waldkircher Orgelbauern gefertigt wurden. Abgesehen von den Instrumenten, die im Elztalmuseum zu sehen sind, ist der Gegenwartskünstler in der Region wenig präsent.

Für Messmer gerade deshalb ein Grund, ihn nach Südbaden zu holen: „Ich bin ja immer auf der Suche nach großartiger Kunst, die in der Gegend sonst nicht so zu sehen ist. Die Werke dieses vielseitigen Künstlers sind eine Bereicherung für die Region.“ Auf einen neuen Besucherrekord – die Chagall-Ausstellung sahen vor vier Jahren 40.000 Menschen – hofft der ehemalige Kugelschreiberproduzent nicht. Aber schon die Resonanz zur „Großen Gartenblume“ zeige, wie viele Menschen sich von der fantasievollen Kunst begeistern lassen.

So hat sich der Künstler neben Horst Antes, HAP Grieshaber oder Wilhelm Lot als einer der wichtigsten Vertreter der „Neuen Figuration“ mittlerweile international etabliert. Die Ausstellung „Lebenswege“ zeigt aber nicht nur die heutigen erfolgreichen Arbeiten, sondern will einen Überblick über alle Schaffensperioden geben – von den ersten informellen Werken Anfang der 60er, die ab 1965 figurative Züge annehmen, bis hin zu Illustrationen zu den biblischen Erzählungen der Otmar-Alt-Bibel, die der Künstler im vergangenen Jahr persönlich dem Papst überreichte.

Mit Alts Gemälden, Grafiken und Skulpturen wagt nicht nur die Riegeler Kunsthalle etwas Neues: Im Gegenzug zeigt die Otmar-Alt-Stiftung ab Mitte April 85 Werke aus Messmers Sammlung von André Evard. Dass Alt dem konstruktiven Künstler nicht abgeneigt ist, zeigte er auch bei Messmers Besuch in Hamm. „Über Nacht hat er mir und meiner Frau je ein persönliches Bild gemalt“, erzählt der Museumsleiter. „In meinem waren Elemente von Evard zu finden. Das hat mich sehr beeindruckt.“

Info: Otmar Alt – Lebenswege: Malerei. Grafik. Skulptur. 3. Februar bis 27. Mai Kunsthalle Messmer, Riegel

Bilder: © Otmar Alt-Stiftung