Kunsthalle Messmer eröffnet morgen Ausstellung zu Frauen in Picassos Leben Kultur | 23.06.2017

Er galt als Frauenverschlinger, Macho oder gar als Monster: Auch wenn viele der Frauen in Pablo Picassos Leben sein Werk als Musen geprägt haben – sein Umgang mit ihnen muss verheerend gewesen sein. Dennoch war seine Anziehungskraft auf das weibliche Geschlecht groß. Und so gab es in seinem Leben zahlreiche Frauen: von seiner ersten großen Liebe Eva Gouel bis hin zur Malerin Françoise Gilot, die einzige Frau, die ihn je öffentlich verlassen hat. Sie dienten Picasso nicht nur als Inspirationsquelle, sondern waren oder sind selbst bekannte Künstlerinnen. Ihnen widmet die Kunsthalle Messmer in Riegel nun die Ausstellung „Picasso und die Frauen“ – und hofft damit auf einen neuen Besucherrekord.

Der Macho Picasso: „Frauen sind entweder Göttinnen oder Fußabtreter.“

Für die meisten von Picassos Lebensgefährtinnen endete die Liebe zu ihm tragisch: Marie-Thérèse Walter hat sich erhängt. Jacqueline Roque hat sich erschossen. Olga Koklova und Dora Maar sind wahnsinnig geworden. Doch als Quelle der Inspiration haben diese Frauen das Werk des Malers deutlich beeinflusst und bereichert.

Wie ein roter Faden ziehen sich daher auch die Darstellungen seiner Ehefrauen und Geliebten durch sein Werk. Angefangen von Fernande Olivier, die im Sommer 1905 zu Picasso gezogen war. Sie stand unter anderem Modell für alle Frauen des berühmten Gemäldes „Les Demoiselles d’Avignon“. Und sie machte Picasso mit seiner nächsten Geliebten bekannt: Eva Gouel. Sie galt als erste große Liebe im Leben des Künstlers.

Seine erste Ehefrau, die russische Baletttänzerin Olga Koklova, heiratete er 1918. Keine andere Frau hat er so oft gemalt wie sie. Zunächst als nachdenkliche Schöne, später als stark verzerrte Frauenfigur. Marie-Thérèse Walter war bereits vor der Trennung von Olga Picassos Geliebte. Es folgten Bekanntschaften mit den Malerinnen Dora Maar und Françoise Gilot, bevor er seine zweite Ehefrau Jacqueline Roque kennenlernte.

Maar und Gilot gehören zu den Frauen Picassos, die auch selbst künstlerisch tätig waren – und das mit großem Erfolg. Auch einige ihrer Werke, ebenso wie die Zeichnungen von Fernande Olivier, zeigt nun die Kunsthalle Messmer.

Auch Picassos Muse Sylvette David, das Mädchen mit dem Pferdeschwanz, ist heute eine bekannte Künstlerin. Die an die Kunsthalle angeschlossene Galerie M widmet ihr eine eigene Werkschau mit mehr als zwanzig Arbeiten aus dem Privatbesitz der Künstlerin.

Jürgen Messmer setzt damit einen völlig neuen Schwerpunkt: Die 25. Ausstellung der Kunsthalle befasst sich vor allem mit den Frauen Picassos, die selbst künstlerisch tätig waren. Mit mehr als 120 Arbeiten Picassos aus bedeutenden Museen und Privatsammlungen sowie originalen Werken der Künstlerinnen gibt sie nie dagewesene Einblicke in ihre Werke. „Wir zeigen Picasso mal ganz anders“, freut sich der Kunstmäzen, „und konzentrieren uns auf die tollen Wechselbeziehungen, die es zwischen ihm und den Künstlerinnen gegeben hat.“

Nach Chagall, Hundertwasser, Warhol oder Miró bringt Messmer nach zweijähriger Planung erneut einen Hochkaräter ins beschauliche Riegel. Ob sich mit ihm der Rekord von 40.000 Besuchern knacken lässt, den die Chagall-Ausstellung aufgestellt hatte? Messmer zeigt sich zuversichtlich. Nicht zuletzt, weil jeder, der seit dem 1. Juni auf dem EuroAirport in Basel landet, nicht umhin kommt, die neue Ausstellung wahrzunehmen: Ein 14 auf 7 Meter großes Riesenposter – von Bergsteigern am Kon­trollturm aufgehängt – sorgt dafür.

Text: Tanja Bruckert / Fotos: © Succession Picasso/VG Bild-Kunst, Bonn 2017