Morgen beim Freiburger Andruck: Ute Bales Roman "Die Welt zerschlagen" Kultur | 21.03.2016

Köln, 1923. Wie ein Schlafwandler bewegt sich ein junger Mann durch die Stadt, schleppt eine junge Frau mit sich. Schwer trägt er an ihr, obwohl sie leicht ist. „40 Kilo, denkt er, wenn überhaupt.“ Abgemagert ist sie, krank. Und alles ist erfüllt vom Keuchen ihres Atems. Er macht ihr Mut: „Es ist nicht mehr weit.“ Es ist wirklich nicht mehr weit: Angelika Hoerle hat nur noch eine kurze Lebenszeit vor sich. Kurz nachdem ihr Bruder sie so mühselig zurück ins Elternhaus geführt hat, stirbt sie, noch nicht einmal 24-jährig, an Tuberkulose.
 
Von diesem Schlusspunkt aus blendet Ute Bales auf das kurze, unruhige und intensive Leben dieser Künstlerin zurück, die heute fast vergessen ist. Und die, obwohl sie nur einen flachen Stapel an Werken hinterließ, eine zentrale und vielversprechende Figur der Kölner Dada-Bewegung war: „Komet der Avantgarde“ hat eine zeitgenössische amerikanische Kunstsammlerin sie genannt.
 
In Bales’ packendem und sehr persönlichen Roman wird nachvollziehbar, was junge Menschen vor 100 Jahren dazu bewegte, die Konventionen zu brechen und mit dieser skandalträchtigen Kunstströmung die Welt auf den Kopf zu stellen.
 
Die Autorin liest in der Freiburger Andruck-Reihe am 22. März von 20 Uhr an in der Stadtbibliothek Freiburg.
 

 
 
 
 
 
 
Ute Bales
Die Welt zerschlagen
Rhein-Mosel-Verlag 2016
280 Seiten, Hardcover
19,80 Euro