Bremsspuren des Terrors: Euroairport legt langsamer zu als gedacht SPECIALS | 22.02.2017

Wir sind nicht so stark gewachsen wie in den Vorjahren, aber wir haben einen neuen Rekord und sind zufrieden.“ So fasst Flughafenchef Matthias Suhr die Bilanz des vergangenen Jahres am EuroAirport Basel-Mulhouse-Freiburg (EAP) zusammen. Es war der Terror im einstigen Urlaubsland Türkei, der das angepeilte Wachstum von 7,5 Millionen Gästen verhindert hatte.

Renditestarker Airport: Easyjet spielt am EAP die unumschränkte Führungsrolle.

Renditestarker Airport: Easyjet spielt am EAP die unumschränkte Führungsrolle.

7,314 Millionen Passagiere kamen im vergangenen Jahr, ein erneuter Rekord, ein Plus von knapp vier Prozent im Vergleich zu 2015. Wäre das Türkeigeschäft einigermaßen normal gelaufen, wären nicht alle Flüge nach Tunesien gestrichen und wären die Flüge nach Marokko und Ägypten nicht so stark abgesackt, es wären ein paar Hunderttausend Passagiere mehr gewesen.

Trotz der eingetrübten Stimmung würde die Wirtschaftlichkeit des binationalen Flughafens jedem Aktionär ein Lächeln ins Gesicht zaubern: Bei Umsatzerlösen von 136,6 Millionen Euro im Jahr 2015 (plus 17 Prozent) blieben vor Steuern 29,5 Millionen Gewinn übrig, nach der Überweisung an die französischen und schweizerischen Finanzämter noch 23,2 Millionen. Der 2016er Abschluss ist hingegen noch nicht fertig. „Wir werden aber wieder Gewinne haben“, so Suhr.

Zur Strategie 2030 konnte Suhr noch keine genauen Angaben machen. So viel aber ist klar: Schon heute ist die stadtseitige Infrastruktur in Spitzenzeiten an ihrer Kapazitätsgrenze. Weiteres Wachstum – und das steht auf dieser Agenda – wird ohne kräftige Investitionen nicht zu haben sein. Das Terminal muss ebenso ausgebaut werden wie das Parkplatzangebot, die Gepäckabfertigung oder auch die Gastronomie.

Anders als bislang muss der EAP diese Investitionen fortan aus Bordmitteln stemmen, wie die Kommunikationschefin Vivienne Gaskell bestätigt: „Wir können aber auch auf Darlehen zurückgreifen und sind finanziell gut aufgestellt.“

Wer bis 2030 weiterhin ein vierprozentiges Wachstum annimmt, landet bei 11,6 Millionen Passagieren. Inwiefern der Bahnanschluss („Wir sind so weit wie nie“, so der Vize-Verwaltungsratspräsident Andreas Büttiker) noch mehr Gäste an die Rollbahn bringen würde, ist derzeit Gegenstand von Untersuchungen.

Die wichtigste der 20 Fluglinien bleibt Easyjet: Der Billigflieger hat rund 60 Prozent Marktanteil. Wizz Air als Zweiter bringt gerade einmal vier Prozent auf die Waage. Die Zahl der Flugbewegungen ist im Vergleich zu 2015 nur um ein Prozent auf 95.600 angewachsen, 64.000 entfallen auf den Passagierverkehr, der mit immer größeren und volleren Maschinen fliegt. Besonders deutlich wird diese Tendenz im Langzeittrend: 1999 gab es noch über 120.000 Flugbewegungen für weniger als vier Millionen Passagiere.

Der EAP sichert aktuell rund 6200 Arbeitsplätze, die meisten sind bei AMAC Areospace und Jet Aviation beschäftigt, die Flugzeuge aus- oder umbauen.

Text: Lars Bargmann / Foto: © EAP