Schnellster Messer der Welt: Die Elzacher Gießler GmbH verhilft Forschern zu Preis SPECIALS | 12.07.2017

Auf dem Freiburger Augustinerplatz steht die Säule der Toleranz, genau die aber wird in der Automobilindustrie bei der Teilefertigung immer geringer. Um selbst kleinste Fehler schnellstens zu finden, hat der Metallbaubetrieb Werner Gießler GmbH aus Elzach 2014 das Fraunhofer Institut für physikalische Messtechnik (IPM) nach einer Lösung gefragt. Und die macht jetzt alle glücklich: Die Forscher Alexander Bertz, Markus Fratz und Tobias Beckmann haben den mit 50.000 Euro dotierten Joseph-von-Fraunhofer-Preis 2017 bekommen, und der Auftraggeber kann Qualitätskontrolle im Mikrometerbereich nun in Sekundenbruchteilen betreiben. Das Zauberwort heißt „produktionstaugliche, digitale Holographie“.

Gießler stellt Teile für Dieseleinspritzanlagen her. Diese mussten bisher einzeln per Mikroskop geprüft werden. 6,5 Millionen Mal im Jahr. Dann wollte der Auftraggeber Bosch auf einmal zehn Millionen pro Jahr. Vollkommen fehlerfrei. Mit einer Sichtprüfung unmöglich. So kam das IPM ins Spiel. Nun läuft die Kontrolle vollautomatisch, der Turbomesser vermisst die Teile im Zehntelsekundentakt, jede Sekunde wird ein Prüfvorgang erledigt. Die digitale Holographie an sich ist nicht neu, neu aber ist, dass sie nicht nur in störungsfreien Reinräumen, sondern jetzt auch in einer Produktionshalle funktioniert. Weil sie so schnell geworden ist.

„Die Fehlersuche ist in etwa so, als wolle man aus 300 Metern Höhe die 3D-Form eines 25 Meter hohen Fußballstadions so genau vermessen, dass man den Fußabdruck eines Babys im Rasen findet – und das in Sekundenbruchteilen und auch dann, wenn das Stadion durch ein leichtes Erdbeben erschüttert wird“, verdeutlicht Fratz. Das neue System ist derzeit das schnellste der Welt.

Firmen, die nicht gelernt haben, die Qualität ihrer Teile zu prüfen, werde es schon bald nicht mehr geben, sagt Geschäftsführer Thomas Gießler: „Ich bin nicht risikofreudig genug, um auf diese Technologie zu verzichten.“

Text: Lars Bargmann / Foto: © Gießler