Weichenstellung am Güterbahnhof: Konsensplanung ermöglicht neue Wohnungen SPECIALS | 28.02.2017

Der Abbau der Technischen Anlagen und Gebäude auf dem Gelände der Badischen Flüssiggas GmbH (BFG) läuft seit Wochen. Die großen Tanks stehen etwas deplatziert zwischen Steintrümmern, zwei Krähen landen leichtfüßig auf einem Bagger. Es ist aber etwas Gewichtiges, was hier passiert: Nach jahrelangem Tauziehen macht das Ende der BFG den Weg für rund 600 neue Wohnungen in Freiburg frei.

Die Grundstückseigentümerin, die Aurelis Real Estate, hat die BFG aus ihrem noch bis 2026 laufenden Vertrag gekauft, für welchen Preis, wollte Aurelis-Geschäftsführer Thaddäus Zajak nicht sagen. Dem Vernehmen nach ging es um rund drei Millionen Euro. Dafür wird seine Fläche nun deutlich wertvoller, und die Aurelis hat auch im Osten des Gebiets eine bessere Nutzung mit mehr Wohnraum bekommen.

Da die Aurelis keinen sozialen Wohnungsbau machen wollte, hat das Rathaus ihr stolze 22 Prozent der Flächen abgerungen, auf denen auch die Freiburger Stadtbau rund 200 geförderte Wohnungen bauen soll. „Wir haben mit Herrn Zajak wie üblich über die Planungsgewinne gestritten“, sagt Bürgermeister Martin Haag. Nicht immer harmonisch.

Hinter den Kulissen wird seither weiter um die mögliche Bebauung der etwa 12 Fußballfelder großen Flächen gerungen. Die Grundzüge stehen: Etwa zwei Drittel stehen fürs Wohnen, ein Drittel für gewerbliche Nutzungen zur Verfügung.

So sieht der Strukturplan aus: Das Ende der BFG – unten die Überbleibsel – macht nun Raum für höherwertige Nutzungen

So sieht der Strukturplan aus: Das Ende der BFG – unten die Überbleibsel – macht nun Raum für höherwertige Nutzungen

Bei Thomas Fabian, dem stellvertretenden Leiter des städtischen Planungsamts, laufen die Fäden zusammen. Erst gab es drei – öffentliche – Entwürfe für die Bebauung, und es gibt eine – nicht-öffentliche – „Variante Konsens“. Nach der können 65.000 Quadratmeter Geschossfläche fürs Wohnen und 34.000 fürs Gewerbe gebaut werden. Gut für 1670 Einwohner und für fast 1000 Arbeitsplätze.

Für die gewerblich nutzbaren Grundstücke hat schon die Freiburg Wirtschaft Touristik und Messe GmbH (FWTM) den Finger gestreckt. Das Stadtplanungsamt bereitet die Offenlage des neuen Bebauungsplans vor, der Ende dieses, Anfang kommenden Jahres dann rechtskräftig werden soll. Der bezieht auch die denkmalgeschützte Lokhalle mit ein, die vom Ende der BFG ebenfalls profitiert. Aktuell warten die Eigentümer auf die Baugenehmigung für den Kreativpark, den die FWTM anmieten wird. Geprüft wird auch, ob Events und Gastronomie möglich wären. Wichtiger sind Haag und der Aurelis aber die Wohnungen.

Das chilli hatte vor fast zwei Jahren exklusiv über ein Aurelis-Papier berichtet, das insgesamt mehr als 1100 zusätzliche Wohnungen ermöglicht hätte. Das war mit der FWTM aber nicht zu machen, denn sie trommelt durchaus verantwortungsvoll laut für Gewerbeflächen. Wenn Freiburg an Arbeitsplätzen weiter so zulegt wie in den vergangenen 15 Jahren, dann werden auch solche Flächen weiter gebraucht. Nun ist es etwa die Hälfte geworden. Ein guter Kompromiss.

Text: Lars Bargmann / Foto: © bar / Strukturplanung: © AS & P