Donnerwetter bei Bodenwerten: Am 1. Juli veröffentlicht der Gutachterausschuss neue Richtwerte business im Breisgau | 23.05.2019 | Lars Bargmann

Bei den neuen Bodenrichtwerten in Freiburg könnte es nach Informationen des Wirtschaftsmagazins business im Breisgau dramatische Erhöhungen geben.

„Kommt drauf an, was dramatisch ist“, weicht Hugo Sprenker, der Vorsitzende des dafür zuständigen Gutachterausschusses, aus. Vor dem 1. Juli will sich das Gremium nicht in die Karten schauen lassen. Nur so weit: „Wir kriegen sicher andere Werte.“ Die Bodenrichtwerte spielen auch bei der Grundsteuerreform keine bescheidene Rolle. Gehen sie nach oben, ziehen die Zinsen für Erbbaugrundstücke und auch die Nebenkosten für die Mieter mit. Maßgeblich für neue Werte sind die Kaufpreise, die der Gutachterausschuss gesammelt hat (siehe Seite 10). Die zeigen zwar auf der einen Seite, dass im Internet oft genug Mondpreise aufgerufen werden, sind aber auf der anderen im vergangenen Jahr erneut gestiegen. In bestimmten Gebieten drastisch.

Ein Insider erzählt dem bib, dass in Einzelfällen 80 Prozent Steigerungen herauskommen könnten. In der Stadt Waldkirch sind die Bodenrichtwerte von 2016 bis 2018 im Schnitt um – nur – zehn Prozent gestiegen. Bei den Richtwerten gibt es – je nach Qualität der Fläche (Wald, Acker, Bauland mit geringer oder hoher Ausnutzung) – neben Sachwertfaktoren und ermittelten Liegenschaftszinsen auch einen Marktanpassungsfaktor. Und der kann in der Spitze durchaus bei 1,8, also 80 Prozent über dem Sachwert, liegen.

„Wir haben noch keine Werte festgelegt“, sagt Sprenker nur. Im Prinzip sei aber die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank der entscheidende Preistreiber. Weil dadurch das Kapital in die Immobilien gezwungen wird und das die Preise treibe. Wenn die Reform der Grundsteuer wie geplant bis zum Ende des Jahres gesetzlich greift und die Bodenrichtwerte in Freiburg am 1. Juli nach oben schnellen, dann ist das Freiburger Rathaus gefordert: Es müsste den Grundsteuer-Hebesatz senken, weil ansonsten die Nebenkosten für die Mieter ebenfalls nach oben schnellen würden – was politsch sicher nicht gewollt ist.

Zwar hat die Politik an den Werten durchaus Interesse, eine Einmischung von der politischen Bühne schließt Sprenker für die Großstadt Freiburg aber kategorisch aus. Ob das auch in kleineren Gemeinden so ist? Um professionell Bodenrichtwerte zu ermitteln, muss eine kritische Größe von Kauffällen erreicht werden. Das ist in ländlich geprägten Gebieten längst nicht überall gegeben.

Foto © Neithard Schleier