Nachgewürzt: Volkmar Staub über den Sam Hawkins der Sozialdemokraten STADTGEPLAUDER | 12.03.2017

Die SPD spielte auf der politischen Bühne Ende Januar Kasperle­theater. Sigmar und Martin gaben Kasperle und Seppl, wobei der Kasper Sigmar für Seppl Martin auf seine Zipfelmütze der Macht verzichtete, damit der Seppl mit Hilfe vom grünen Krokodil und dem roten Teufel im Herbst die alte Hexe aus dem Schloss jagen möge.

Der Verzicht Gabriels auf Vorsitz und Kandidatur hat mich überrascht. Respekt! Manche Sterne leuchten erst beim Verglühen. Gabriel war immer rund wie eine Kanonenkugel, sodass sein Denken jederzeit die Richtung wechseln konnte. Das hat nicht allen gefallen. Irgendwann hat er eingesehen, dass er weder als Kandidat noch als Vorsitzender weiter taugt. Der würde es auch nirgendwo zu einem windigen König mehr bringen. Wenn er noch mal was werden könnte, dann vielleicht Kaiser von Tengelmann.

Volkmar Staub

Der kauzige Martin Schulz, das rosarote Kampfschwein aus Würselen, ist auch saustark gestartet. Geschickt distanziert er sich von der Agenda 2010 – an der er selber mitgestrickt hat – und kuschelt sich an die Gewerkschaften. Zwar verzapft er kaum was anderes als Gabriel vor ihm, aber ihm nimmt man es ab, während Sigmar mit dem Abnehmen schon immer Probleme hatte. Martin versucht mit dem Lasso der Gerechtigkeit wieder einige Wähler der AFD einzufangen und gleichzeitig die eigenen Kälber im Stall zu halten. Er erinnert schon ein bisschen an einen redlichen Trapper, er ist der Sam Hawkins der Sozialdemokratie: Keinerlei Furcht vor noch so gefährlichem verbalem politischen Getümmel, da er keinen Skalp mehr hat, den er verlieren könnte.

Die Herzen fliegen ihm zu wie einem Zugpferd die Schmeißfliegen. Gern soll er weiter ohne Scheuklappen versuchen, den alten Karren der SPD aus dem Dreck zu ziehen. Ich sehe jedoch die Gefahr, dass er in den Umfragen zurzeit viel zu schnell nach oben fliegt, wie ein Ikarus der Sonne zu nahe kommt, seine Flügel verbrennt, um dann im Herbst als Martinsgans zu landen und geschlachtet zu werden.
Damit noch mehr Würze in den Wahlkampf kommt – für Martin eine Chilli-Schote!

Herzlichst Volkmar Staub

Text: Volkmar Staub
Foto: © Privat